Aaron Koller 06. Jun 2025

Premiere

Als Heinrich VIII. die erste Hebräisch-Professur im Jahr 1540 an der Universität Cambridge schuf, war es undenkbar, dass ein jüdischer Professor diesen Lehrstuhl besetzt. Mitte des 16. Jahrhunderts, waren Juden aus England verbannt. Nun gibt es einen jüdischen Lehrstuhl-Inhaber für Hebräisch an der legendären englischen Universität: Aaron Koller, gegenwärtig Dozent an der New Yorker Yeshiva University, der die Regius professorship of Hebrew Studies ins Leben gerufen hat. Juden können in England erst seit 150 Jahren, genauer seit 1871, akademische Posten bekleiden. Koller sagt, dass Heinrich VIII. mit seinem Schritt die hebräische Sprache erstmals der griechischen und der lateinischen Sprache akademisch gleichgestellt hatte, um in der Konfrontation mit dem Papst und der katholischen Kirche, welche sich ausschliesslich auf die lateinischen Bibel-Übersetzungen stützten, auf das hebräische Original zurückzugreifen. Cambridge verfügt über die «Geniza-Sammlung» mit 200 000 Büchern, Manuskripten und Dokumenten in hebräischer, aramäischer und arabischer Sprache. Koller selbst beschäftigte sich mit einem uralten hebräischen Text, der in Dunhuang, Westchina, zusammen mit 40 000 buddhistischen Texten gefunden wurde. Koller bezeichnet es als besondere Herausforderung, dass Hebräisch seit 75 Jahren mit einem Nationalstaat Israel in Verbindung steht und für rund 10 Millionen Menschen Umgangs- und Muttersprache ist, parallel zum akademischen und religiösen Gebrauch. Wobei dies für Koller unweigerlich die Frage nach der politischen Positionierung gegenüber Israel aufwirft.

Redaktion