Der Sportartikelhersteller Nike hat sich für ein umstrittenes Werbeplakat am Rande des London-Marathons entschuldigt. Auf rotem Hintergrund prangte in schwarzen Grossbuchstaben der Satz: «Never Again. Until Next Year» – eine Anspielung auf den gängigen Spruch unter Marathonläufern, nach einem harten Rennen keine weiteren Läufe mehr absolvieren zu wollen, bis zum nächsten Mal. Scharfe Kritik liess nicht lange auf sich warten. Besonders in jüdischen Kreisen erregte die Verwendung des Ausdrucks «never again» auf Unverständnis und Empörung. Die Formulierung ist eng mit der Erinnerung an die Schoah verbunden und wird seit Jahrzehnten als Mahnung gegen Völkermord und Intoleranz verwendet. Der jüdische Investor und Aktivist Bill Ackman sprach auf der Plattform X von einer geschmacklosen Entgleisung, insbesondere in einer Zeit nach dem 7. Oktober 2023. Auch der israelisch-australische Anwalt Arsen Ostrovsky äusserte Verständnis dafür, dass keine böse Absicht hinter dem Plakat stand, betonte jedoch, wie sensibel der Begriff zu handhaben sei. In einer Stellungnahme, die dem US-Medium «The Forward» vorliegt, erklärte Nike: «Das Plakat war Teil einer Kampagne zur Motivation von Läufern und bezog sich auf häufig genutzte Phrasen im Laufsport.» Man habe keine Kränkung beabsichtigt und entschuldige sich ausdrücklich. Der Vorfall reiht sich ein in eine Reihe von Kontroversen um die Verwendung der Formulierung «never again». Der Slogan wurde unter anderem von Überlebenden des Schulmassakers in Parkland, USA, für eine Kampagne gegen Waffengewalt verwendet und auch bei Protesten gegen Donald Trumps Einreiseverbote für Muslime oder zur Erinnerung an frühere Formen staatlicher Diskriminierung. Der britische jüdische Publizist Jonathan Sacerdoti zeigte sich im «Spectator» irritiert, dass die potenzielle Brisanz niemandem aufgefallen sei. «War es Ignoranz, Nachlässigkeit oder eine beunruhigende Gleichgültigkeit?», fragte er in seiner Kolumne zur Holocaust-Erinnerung.
London
02. Mai 2025
Nike macht einen Rückzieher

Redaktion