Von Buttenheim um die Welt – dies zeigt das Levi’s Museum, feiert 25 Jahre und eine Erfolgsgeschichte ohne Verfallsdatum.
Die berühmte Jeans wurde natürlich in Kalifornien während des Goldrausches geschaffen, aber in Buttenheim wurde der Gründer und Namensgeber der berühmten Firma geboren, Levi Strauss. «Vor über 20 Jahren war es noch sehr schwer, überhaupt die Genehmigung für einen touristischen Hinweis an der Autobahn zu bekommen», erklärt Tanja Roppelt, die seit der Gründung das Levi-Strauss-Museum in Buttenheim leitet. «Der Verweis auf ein Museum oder den Geburtsort einer bestimmten Person, was jetzt absolut kein Problem mehr darstellt, wurde damals nicht bewilligt. Deshalb steht nun auf dem Schild ‹Geburtsort Levi’s›.»
Euphorie in Buttenheim
Dass Strauss aus der kleinen oberfränkischen Marktgemeinde stammte, war lange Zeit vergessen. 1983 erreichte den damaligen Bürgermeister ein Brief aus Amerika, in dem um Informationen über den Geburtsort gebeten wurde. Dieser Brief löste eine kleine Euphorie unter den 3000 Einwohnern Buttenheims aus. Ein Eintrag in der Geburtsmatrikel der jüdischen Gemeinde von Buttenheim sowie eine Auswanderungsurkunde aus dem Staatsarchiv Bamberg bewiesen, Levi Strauss verbrachte seine ersten 18 Lebensjahre in Buttenheim.
Und nicht nur das. Es stellte sich heraus, dass das Geburtshaus des Jeans-Erfinders immer noch existiert. Dieses entstand im 17. Jahrhundert, wurde mehrfach umgebaut und ist eines der ältesten Gebäude des Ortes. Im Herbst 1987 beschloss der Gemeinderat von Buttenheim, das denkmalgeschützte Fachwerkhaus zu erwerben. 1992 begann eine aufwändige Renovierung, die das baufällig gewordene Gebäude so originalgetreu wie möglich wieder herstellte, und seit September 2000 beherbergt es das Levi-Strauss-Museum, das sich einerseits mit der Geschichte des Jeans-Pioniers auseinandersetzt, andererseits mit der Welt von Indigo und Denim. 2011 wurde der Ausbau des Nebengebäudes abgeschlossen, und seitdem verfügt das Museum über Sonderausstellungs- und Veranstaltungsräume sowie eine kleine Cafeteria und einen Museumshop, in dem man natürlich auch Jeans kaufen kann, ausschliesslich Levi’s, versteht sich.
Levi Strauss wurde am 26. Februar 1829 in Buttenheim als Sohn von Hirsch Strauss und seiner zweiten Frau Rebecca geboren. Er hatte drei ältere Brüder und drei ältere Schwestern. Zwei Jahre nachdem sein Vater 1846 an Tuberkulose erkrankt und verstorben war, wanderten Levi und seine Schwestern nach New York aus, wo bereits seine beiden älteren Brüder einen Grosshandel für Kurzwaren besassen. Schon bald begann Levi, das Handwerk selbst zu erlernen.
Als die Nachricht vom kalifornischen Goldrausch den Osten erreichte, reiste Levi 1853 nach San Francisco, um dort sein Glück zu versuchen. Er wurde zwar kein erfolgreicher Goldschürfer, gründete aber einen Textilgrosshandel unter seinem eigenen Namen und fungierte als Repräsentant der New Yorker Familienfirma an der Westküste. Levi benannte seine Firma «Levi Strauss & Company». Um 1872 erhielt Levi einen Brief von einem seiner Kunden, einem Schneider aus Reno, Nevada, namens Jacob Davis, der ihm von seiner Methode berichtete, mit Nieten, die an stark beanspruchten Stellen platziert wurden, die die Haltbarkeit seiner Hosen erhöhte . Davis wollte diese neue Idee patentieren lassen, brauchte aber einen Geschäftspartner, um sie umzusetzen. Levi war von der Idee begeistert und am 20. Mai 1873 wurde das Patent an Jacob Davis und Levi Strauss & Company erteilt – und die Blue Jeans war geboren.
Zum 20-jährigen Bestehen wurde vor dem Haus eine lebensgrosse Bronzestatue des Jeans-Erfinders, die von Künstler Rainer Kurka geschaffen wurde, aufgestellt. Ein oft übersehendes Detail ist eine Niete, die Strauss in seiner Hand hält.
Grosse jüdische Gemeinde
Anwesenheit von Juden ist in Buttenheim bereits im Jahr 1450 nachgewiesen. Nach dem 30-jährigen Krieg entstand dort eine der grössten jüdischen Gemeinden der Umgebung und 1740 wurde eine Synagoge erbaut. 1763 lebten 44 jüdische Familien mit etwa 200 Personen in Buttenheim. Die Freigabe des jüdischen Friedhofs als Begräbnisstätte wurde 1819 nach 12-jährigem Verwaltungsstreit erteilt. Zuvor wurden Verstorbene im über 20 Kilometer entfernten Zeckern beerdigt, was damals eine mehrtägige Reise entfernt lag und verhinderte, dass die Beerdigungen nach ritueller Vorschrift innerhalb einer Tagesfrist stattfinden konnten. Da nach bayerischer Gemeindeordnung erst das Recht auf einen jüdischen Friedhof bei Vorhandensein von 50 angemeldeten jüdischen Haushalten bestand, schlossen sich die Gemeinden aus Buttenheim (33 Haushalte), Guzendorf (11) und Hirschaid (19) zusammen. Auf dem Friedhof, der sich etwa zwei Kilometer vom Geburtshaus auf einen Hügel befindet, sind auch der Vater von Levi, Hirsch Strauss, und seine erste Frau Madel beerdigt. Als Ende des 19. Jahrhunderts eine Renovierung des Friedhofs nötig wurde, die kleinen Gemeinden jedoch finanziell überfordert waren, wurden Spenden von ehemaligen Einwohnern angefragt. 2282,91 Mark brachte die Sammlung ein, Levi Strauss steuerte etwa die Hälfte der Summe bei. Bereits vor der Machtübernahme der NSDAP wurde der Friedhof im Jahr 1931 geschändet und 67 Grabsteine wurden umgeworfen. 1933 lebten noch 18 jüdische Personen in Buttenheim, 1938 fand auf dem jüdischen Friedhof das letzte Begräbnis statt. 1944 wies der Bamberger Landrat Bürgermeister darauf hin, dass sogenannte Judenfriedhöfe von den jeweiligen Gemeinden erworben und deren Grabsteine als Baumaterial genutzt werden könnten. Der Buttenheimer Bürgermeister antwortete dem Landrat, dass die Grabsteine bereits an einen Steinhauer verkauft worden waren. Nach dem Krieg erfolgte die Instandsetzung des Friedhofs. 280 Grabsteine, darunter auch die von Hirsch und Madel Strauss, sind noch erhalten, wobei nicht klar ist, ob sie an den ursprünglichen Stellen wieder aufgerichtet worden sind.
Das Geburtshaus von Levi Strass ist daher nicht nur eine Hommage an den berühmten Sohn der Stadt und seine Erfindung, sondern auch eine Gedenkstätte an die vielen kleinen jüdischen Gemeinden der Region, die während der Zeit des Nationalsozialismus vernichtet wurden.
levi-strauss-museum.de