Die Tage zwischen Rosch Haschana und Jom Kippur gelten im Judentum als Zeit der Reflexion, Busse und des Strebens nach einer besseren Zukunft. Besonders nach den letzten schwierigen Jahren in Israel mangelt es nicht an Gründen zur Selbstreflexion. Einer der zentralen Aspekte in dieser Phase ist unsere Gesundheit – ein Thema, dem traditionell viel Bedeutung beigemessen wird. Doch wie können wir im Alltag konkrete, nachhaltige Veränderungen anstossen?
Eines der Prinzipien der Reue besagt, dass jederzeit ein Neuanfang möglich ist – unabhängig vom Alter oder dem Ausmass vergangener Versäumnisse. Die Erfahrung zeigt: Grosse Veränderungen beginnen oft mit kleinen, aber stetigen Schritten. Das gilt auch für die Gesundheit.
Viele Menschen glauben, es sei zu spät, um Gesundheit zurückzugewinnen oder Krankheiten entgegenzuwirken. Doch wissenschaftliche Studien widerlegen das. Ein Beispiel: Eine 2022 in der Fachzeitschrift «PLOS Medicine» veröffentlichte Studie modellierte die Auswirkungen einer Ernährungsumstellung weg von der klassischen amerikanischen Ernährung – reich an rotem Fleisch und verarbeiteten Lebensmitteln – hin zu einer optimierten Variante mit mehr Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Nüssen.
Das Ergebnis: Beginnt eine Frau im Alter von 20 Jahren mit dieser Ernährungsumstellung, kann sie ihre Lebenserwartung um rund zehn Jahre erhöhen, Männer sogar um bis zu 13 Jahre. Doch selbst spätere Veränderungen wirken sich aus: Wer erst mit 60 beginnt, gewinnt immerhin acht (Frauen) bzw. neun Jahre (Männer) hinzu. Sogar 80-Jährige können ihre Lebenszeit im Schnitt noch um 3,5 Jahre verlängern – allein durch eine bewusste Veränderung der Ernährung.
David Katz, ein Experte für Lebensstilmedizin, betont: «Die Vorstellung, dass eine bessere Ernährung das Risiko für chronische Krankheiten und vorzeitigen Tod senkt, ist seit Langem belegt. Weniger Krankheiten bedeuten eine höhere Lebenserwartung.» Besonders grosse Vorteile zeigen sich beim häufigeren Verzehr von Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und Nüssen. Trotzdem konsumiert nur eine Minderheit genügend Obst, Gemüse und Vollkorn – sowohl in den USA als auch in anderen westlichen Ländern.
Nachhaltige Veränderungen entstehen selten durch abrupte, radikale Schritte. Viel effektiver ist ein schrittweises, konsequentes Vorgehen. Das gilt besonders für Gewichtsabnahme, regelmässige Bewegung und gesunde Ernährung. Es empfiehlt sich, die eigenen Lebensgewohnheiten zu analysieren und mit kleinen Veränderungen zu beginnen: Mehr Obst und Gemüse, weniger Süsses und Junkfood, seltener tierische Proteine, statt Softdrinks lieber Wasser, besserer Schlaf, kleine Spaziergänge statt Autofahrten.
Wichtig ist dabei die Kontinuität: Schritt für Schritt lassen sich so dauerhafte Verbesserungen erzielen. Gerade die Zeit um die hohen Feiertage eignet sich optimal, um damit zu beginnen – wer jetzt startet, schafft die Grundlage für ein gesundes Jahr. Es wäre ein Fehler, Verbesserungen auf die Zeit nach den Feiertagen zu verschieben.
Wer bereits in dieser Feiertagszeit kleine Schritte zu mehr Wohlbefinden einleitet, legt den Grundstein für nachhaltige Veränderungen und eine längere, gesündere Zukunft – oder, wie es der Autor ausdrückt: «Sie fügen Ihren Tagen Stunden, Ihren Jahren Tage und Ihrem Leben Jahre hinzu.»
Alan Freishtat ist israelischer Wellness-Coach, Personal Trainer und Mitglied im Vorstand von Kosher Plant Based sowie Direktor der Wellness Clinic.
standpunkt
12. Sep 2025
Elul-Programm für Veränderung
Alan Freishtat