Erklärung und Veranstaltung zu 60 Jahre Nostra Aetate
In Zürich fand gestern Sonntag die Veranstaltung zum 60. Jahrestag der Erklärung «Nostra aetate» statt, organisiert von der Jüdisch-Römisch-katholischen Gesprächskommission (JRGK) der Schweizerischen Bischofskonferenz (SBK) und des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG). Die Veranstaltung stand im Zeichen der bleibenden Selbstverpflichtung beider Glaubensgemeinschaften für einen konstruktiven Dialog, der sich vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher und politischer Herausforderungen bewähren muss.
Sechzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Veröffentlichung von «Nostra aetate» ((tachles berichtete) hat sich der Kontext des jüdisch-katholischen Austauschs stark gewandelt. Die jüngsten Entwicklungen, insbesondere der Hamas-Terrorangriff auf Israel und der darauffolgende Krieg, haben das gewachsene Vertrauen zwischen den Gemeinschaften auf die Probe gestellt und eine neue Welle aggressiven Antisemitismus ausgelöst. Die Erinnerungskultur sei zunehmend bedroht, während das Verständnis für das Judentum und die Beziehungen in anderen Teilen der Welt verloren gehen.
Die Erklärung der JRGK betonte, dass es keine christliche Identität ohne das Judentum gebe. Das Volk Gottes bestehe aus jüdischen und christlichen Menschen, die weiterhin miteinander verbunden sind. Die biblische Geschichte setze sich bis heute fort und fordere Engagement für Frieden, Gerechtigkeit und gesellschaftliches Miteinander. Christen seien in der Auslegung der Heiligen Schrift, im Glauben sowie in gesellschaftlicher Verantwortung auf die jüdische Tradition verwiesen, und die Kirche muss jeglichem christlichen Antijudaismus entschlossen entgegentreten.
«Vertrauen hat den Dialog durch Irritationen und Krisen der letzten Jahrzehnte getragen – Freundschaften sind gewachsen, Partner sind wir geworden», betonten die Co-Präsidenten der JRGK, Christian M. Rutishauser SJ und Rabbiner Jehoshua Ahrens in ihrer Rede. An der Erklärung wirkten auch weitere prominente Vertreter der jüdischen und katholischen Gemeinschaften mit, darunter Bischof Joseph Maria Bonnemain (SBK), Ralf Friedländer (SIG) sowie zahlreiche jüdische und christliche Wissenschaftler und Rabbiner.