Eskalation zwischen Saudi-Arabien und den Emiraten an der Südküste Jemens.
Gestern Dienstag haben die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) den Abzug ihrer im Süden des Jemen verbleibenden Truppen erklärt. Kurz zuvor hatte die saudische Luftwaffe schwere Angriffe auf angebliche Waffenlieferungen der Emiratis für den «Südlichen Übergangsrat» (Southern Transitional Council, STC) im Hafen von Al Mukallah geflogen. Die Attacke hat ohnehin bestehende Spannungen zwischen den Golfstaaten vertieft und publik gemacht. Laut der «New York Times» beobachtet Washington diese Eskalation unter Verbündeten mit Sorge. US-Aussenminister Marco Rubio hat die Krise telefonisch mit seinem saudischen Kollegen Prinz Faisal bin Farhan diskutiert.
Eine von Saudi-Arabien geführte Koalition im Jemen einschliesslich des STC unterstützt die international anerkannte Regierung des Jemen seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs im Jahr 2014. Der saudische Brigadegeneral Turki al-Malki erklärte nun, die angegriffenen Waffenlieferungen stammten von den VAE und seien für den von den Emiratis unterstützten STC bestimmt gewesen. Die Milizen hatten in den letzten Wochen überraschend weite Teile des Südjemen erobert und damit die ohnehin fragile Allianz gegen die Huthi im Norden des Landes erschüttert.
Das emiratische Aussenministerium bestritt zunächst, dass die Lieferung Waffen enthalten hat. Es seien lediglich Fahrzeuge für VAE-Streitkräfte im Jemen angelandet worden. Wenige Stunden später gaben die VAE jedoch den «freiwilligen Abzug» dieser Truppen aus dem Jemen bekannt. Laut der Times ist die Zahl dieser Kräfte ebenso unklar, wie die Folgen ihres Abzugs.
General al-Malki hielt dagegen, dass zwei in Al Mukallah gelandete Frachter aus den Emiraten eine «grosse Menge» Waffen und gepanzerte Fahrzeuge für den STC angelandet hätten. Dies hätte «die Sicherheit und Stabilität» der Region bedroht, was Luftangriffe notwendig gemacht habe. Damit haben die Saudis erstmals direkt Ziele mit Bezug auf den STC angegriffen. Bereits am Wochenende hatte Saudi-Arabien den Separatisten ein Ultimatum gestellt und sie zum Rückzug aus den von ihnen besetzten Gebieten in den Provinzen Hadramaut und al-Mahra aufgefordert.
Laut der Times konkurrieren Saudi-Arabien und die VAE nicht nur im Jemen, sondern auch bei dem blutigen Bürgerkrieg im Sudan. Die Ziele der VAE im Jemen und darüber hinaus erscheinen unklar. Analysten vermuten jedoch, dass die Emirate eine Einflusssphäre entlang der Südküste des Jemen aufbauen und damit Kontrolle über die strategisch wichtigen, maritimen Handelsrouten, Häfen und Inseln am Golf von Aden gewinnen wollen (Link).