USA – Politik 07. Mai 2025

Trump plaudert mit Enrique Tarrio

Enrique Tarrio auf einer Archivaufnahme aus dem Jahr 2020.

Der ehemalige Anführer der rechtsextremistischen «Proud Boys» hat sich in Mar-a-Lago für seine Begnadigung bedankt.

Wie nun bekannt wird, hat Enrique Tarrio am Samstagabend Donald Trump an dessen Resort Mar-a-Lago besucht und sich bei dem Präsidenten persönlich für die Begnadigung im Januar bedankt. Dadurch wurde der Gründer und langjährige Anführer der rechtsextremistischen «Proud Boys» vorzeitig aus seiner 22-jährigen Haftstrafe für seine Rolle beim Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 entlassen.

Tarrio und seine Mutter Zuny Duarte waren von einem Clubmitglied zum Dinner eingeladen worden. Dabei fand er nach eigenen Angaben Gelegenheit, seine Dankbarkeit Trump gegenüber in einer immerhin zehnminütigen Begegnung persönlich auszudrücken. Dieses Geschehen wird von anonymen Insidern der Trump-Regierung bestätigt. Tarrio und Duarte erklärten, Trump hätte ihnen gesagt, seinen rund 1600, im Zusammenhang mit dem Angriff auf das Kapitol angeklagten Anhängern sei damit Unrecht geschehen. Duarte sagte in Interviews, Trump habe den Namen ihres Sohnes sofort erkannt, als das Clubmitglied ihn vorstellte, und gewitzelt: «Oh, Sie sind dieser Typ.»

Tarrio schrieb später auf Social Media, Trump sei mit seinem Fall vertraut gewesen: «Er kannte die Härten, die ich und meine Familie drei lange Jahre lang durchmachen mussten… Und er sagte, er arbeite daran, alles wieder in Ordnung zu bringen. Ich dankte ihm dafür, dass er mir das Leben zurückgegeben hat. Er antwortete: … Ich liebe Euch, Leute.»

Die 22-jährige Haft war die höchste Strafe von Angeklagten des 6. Januar. Seit seiner Entlassung aus der Haft engagiert sich Tarrio in verschiedenen Projekten, darunter einem Podcast und einer Kryptowährung mit anderen Mitgliedern der Proud Boys. Trump bezeichnet den Putsch-Versuch als «Tag voller Liebe» und bezeichnet die deshalb Verurteilen als «politische Geiseln». Am Tag vor seiner Begegnung mit Tarrio hatte das Justizministerium eine vorläufige Einigung zur Beilegung einer 30-Millionen-Dollar-Klage verkündet, die während der Biden-Regierung von der Familie von Ashli Babbitt eingereicht worden war. Babbit war Militär-Veteranin und wurde am 6. Januar von einem Kapitol-Polizisten erschossen, als sie in das Gebäude eindrang. Sie wurde seither von Rechtsradikalen zu einer Märtyrerin hochstilisiert (Link).
 

Andreas Mink