Madrid 01. Jul 2025

Betrugsring um gefälschte Staatsbürgerschaften für jüdische Abkömmlinge

Eine Zeremonie im Königspalast von Madrid markierte am 30. November 2015 die Verabschiedung eines Gesetzes, das sephardischen Juden die Staatsbürgerschaft gewährt.

Die spanische Polizei hat in Málaga einen weitreichenden Betrugsring zerschlagen, der tausende gefälschte Staatsbürgerschaftsanträge im Rahmen des sogenannten «Gesetzes zur Rückkehr» für Nachfahren der 1492 vertriebenen Juden bearbeitet haben soll. 

Laut Berichten der Tageszeitung «El País» und der «Jewish Telegraphic Agency» wurden sechs Verdächtige festgenommen, darunter drei Notare. Sie sollen ihren Kunden zwischen 6000 und 8000 Euro pro Antrag berechnet haben.
Im Zentrum des Skandals steht ein Mann, der sich als Vertreter der sephardischen Gemeinde Spaniens ausgab. Er soll die angebliche jüdische Abstammung seiner Kunden durch das Kopieren von genealogischen Daten aus dem Internet bestätigt haben. Bei einer Durchsuchung fanden Ermittler mehr als 1200 gefälschte Zertifikate – darunter auch auf prominente Namen wie Shakira oder J Balvin ausgestellte Dokumente.
Die Ermittler schätzen, dass der Betrug dem Netzwerk Einnahmen von bis zu zehn Millionen Euro eingebracht haben könnte. Die Verdächtigen lebten laut Polizei in Luxus, mit teuren Autos und exklusiven Wohnungen in Marbella.
Das 2015 eingeführte Gesetz hatte weltweit großes Interesse geweckt: Über 88'000 Anträge wurden bislang gestellt, mehr als 72'000 bewilligt. Seit 2021 werden die Anträge jedoch verstärkt geprüft, nachdem Hinweise auf massenhaften Betrug auftauchten. In Folge wurden tausende Anträge abgelehnt, was zu heftigen Kontroversen führte. Die spanische Justizministerin Pilar Llop sah sich dabei sogar Antisemitismus-Vorwürfen ausgesetzt1.
Der aktuelle Fall erinnert an ähnliche Betrugsskandale in Portugal, wo 2022 ein Rabbiner unter Betrugsverdacht festgenommen wurde. Die Ermittlungen in Spanien dauern an und unterstreichen die Herausforderungen bei der Umsetzung der sephardischen Staatsbürgerschaftsgesetze auf der iberischen Halbinsel.
 

Redaktion