Nahost 04. Jun 2025

Saudis lassen iranischen Geistlichen frei

Bestrafung für kritische Äusserungen während der Hadsch-Pilgerfahrt.

Bereits in der vergangene Woche haben saudischen Behörden den iranischen Geistlichen Gholamreza Ghasemian freigelassen, der aufgrund kritischer Bemerkungen über das Königreich in Medina verhaftet worden war. Der Vorfall hatte Spannungen zwischen Riad und Teheran ausgelöst. Beide Seiten scheinen laut der «Arab Weekly» jedoch bemüht, das 2023 begonnene, diplomatische Tauwetter zwischen den lange verfeindeten Nachbarn nicht zu gefährden. 

Ghasemian ist als schiitischer Geistlicher eine prominente Figur im Iran und war am Montag vor einer Woche im Königreich aufgrund eines Internet-Videos verhaftet worden. Darauf warf der in weisse Pilgergewänder gekleidete Ghasemian der saudischen Führung vor, die heiligen Stätten des Islam in einen «Ort für Spielhöllen, Zentren der Ausschweifung und obszöner Konzerte verwandelt» zu haben. Kurz zuvor waren Spekulationen bekannt geworden, dass Riad ein vor 73 Jahren verhängtes Alkoholverbot aufheben will. Dies wurde jedoch von saudischen Behörden dementiert. 

Die Affäre war derart brisant, dass sich der iranische Aussenminister Abbas Araghchi bemüht hat, die Wogen zu glätten und auf sich auf X indirekt von Ghasemian distanziert hat: «Der Iran verurteilt entschieden jeden Versuch, die muslimische Einheit zu schädigen, insbesondere in der spirituellen Atmosphäre des Hadsch. Niemand darf die Beziehungen zu unseren brüderlichen Nachbarn sabotieren, einschliesslich des fortschrittlichen Weges Irans und Saudi-Arabiens» (Link).

Andreas Mink