USA – Politik 28. Mai 2025

Rahm-bo for President?

Rahm Emanuel

Rahm Emanuel spielt mit Ambitionen auf das Weisse Haus.

Inzwischen 65 Jahre alt und immer noch drahtig-fit wie in seinen Jugendtagen als Ballet-Tänzer, kann Rahm Emanuel auf eine lange Karriere bei den Demokraten zurückschauen. Nach einem kurzen Dienst als Freiwilliger bei der IDF 1991 war er Berater und dann Stabschef im Weissen Haus unter Bill Clinton, dann als Kongressabgeordneter Stratege bei dem Sieg an den Zwischenwahlen 2006 und schliesslich zweimal Bürgermeister seiner Heimatstadt Chicago und zuletzt US-Botschafter in Japan unter Biden. 

Nun macht der dank seiner persönlichen Härte als «Rahm-bo» bekannte Politiker Anstalten für eine Präsidentschafts-Bewerbung. Bemerkenswert ist das Forum für Emanuels erste, offene Diskussion über die Idee: Gegenüber dem eher konservativen «Wall Street Journal» kritisiert er die Demokraten als Partei mit einem schwachen Image, die mit politischer Woke-Korrektheit breite Wählerschichten abschrecken. Er sieht sich als Mann, der die Partei wieder in die politische Mitte holen kann. Dies hat vor 35 Jahren Bill Clinton vorexerziert. 

Emanuel ist es so ernst mit den Ambitionen, dass er im September am «Bratfisch-Essen» der Demokraten im Vorwahlstaat Iowa als Hauptredner auftreten will. Allerdings spielt Emanuel auch mit einer Bewerbung als Gouverneur von Illinois, falls der Amtsinhaber – und persönliche Freund – JB Pritzker 2026 nicht erneut antreten will. Der Spross der Unternehmer-Dynastie hat ebenfalls Präsidentschafts-Ambitionen, hält sich momentan jedoch bedeckt. 

Unklar bleibt Emanuels politisches Programm. Im Gespräch mit dem Journal kommt er über generelle Aussagen wie «Das (politische) System ist manipuliert. Es ist korrupt» kaum hinaus. Hinderlich in der zuletzt vor allem von Linken wie Bernie Sanders und Alexandria Ocasio-Cortez begeisterten Partei dürfte Emanuel nicht allein seine betonte – wenn auch Detail-arme – Moderatheit sein, sondern seine Wirtschaftsnähe als Bürgermeister. 

Obendrein ist er zwischenzeitlich wieder zum Investmentbanking zurück gekehrt und amtet als leitender Berater bei Centerview Partners, wo er nach seinem Ausscheiden aus dem Bürgermeisteramt 2019 zwei Jahre lang tätig war und mehr als 12 Millionen Dollar verdient hat. Deutlich mehr hat ihm Ende der 1990er Jahre ein Abstecher zum legendären Wall Street-Haus Wasserstein Perella & Co. gebracht, 16 Millionen Dollar. Im Vorwahlkampf dürfte das der Konkurrenz reichlich Munition liefern (Link).

Andreas Mink