USA – Jüdische Organisationen 21. Okt 2025

Rabbiner Moshe Hauer verstorben

Rabbiner Moshe Hauer

Der Geschäftsführer der Orthodox Union wurde 60 Jahre alt.  

Bereits am vergangenen Dienstag ist überraschend Rabbiner Moshe Hauer im Alter von 60 Jahren in seinem Haus in Baltimore verstorben, als Geschäftsführer der Orthodox Union eine prominente Stimme des amerikanischen Judentums weit über die Moderne Orthodoxie hinaus. Todesursache am Feiertag Schemini Azeret war ein Herzinfarkt. Sein Tod wurde erst am Mittwochabend nach Simchat Tora bekannt gegeben.

Die Nachricht kommt als Schock und löst Trauer und Würdigungen aus. Die Orthodox Union (O.U.) bezeichnet Hauer als «wahren Talmid Chacham, ein meisterhafter Lehrer und Kommunikator, die Stimme der Thora für die orthodoxe Gemeinschaft und die Stimme der Orthodoxie für die Welt.» Eine Trauerfeier fand am Donnerstagmorgen in der Synagoge Bnai Jacob Shaarei Zion in Baltimore statt, die Hauer ein Vierteljahrhundert bis zur Übernahme des O.U.-Postens geleitet hat. 

Hauer stand für die historische Verbindung religiöser und weltlicher Expertise in der modernen Orthodoxie. Nach seiner Ordination an der orthodoxen Jeschiwa Ner Israel in Baltimore erwarb er einen Master-Abschluss in Ingenieurwissenschaften an der Johns Hopkins University. Er war Gründungsherausgeber des Online-Mediums Klal Perspectives (http://klalperspectives.org/), das orthodoxe Perspektiven auf aktuelle Themen beleuchtet.

Nach dem 7. Oktober wurde Hauer eine wichtige Stimme im Kampf gegen Antisemitismus an amerikanischen Universitäten. Seine Aussagen an einer Kongress-Anhörung dazu lösten Ermittlungen gegen mehrere Universitäten aufgrund antisemitischer Belästigungen jüdischer Studierender aus.

Hauer folgte bei seinem öffentlichen Engagement seinem Glauben, war aber auch für wissenschaftliche Argumente offen. So rief er jüdische Gemeinden 2020 nach einem Treffen mit Dr. Anthony Fauci zu COVID-19 zu strengen Richtlinien gegen die Pandemie auf. 2023 hat er einen Amoklauf jüdischer Siedler im Westjordanland als völlig inakzeptabel verurteilt. Er wird nun zudem für seine Kooperationsbereitschaft gegenüber der Chabad-Bewegung gewürdigt, während Rabbiner Rick Jacobs als Präsident der Union des Reformjudentums erklärt: «Das jüdische Volk hat einen Weisen verloren.» 

Besonders wichtig war Hauer die Sorge um Israel, die er mit Rabbiner Jacobs teilte. Dieser hat nun ein Foto auf Facebook gestellt, das ihn mit Hauer während einer gemeinsamen Mission im Juli bei Isaac Herzog zeigt. Der israelische Präsident habe notiert, dass die führenden Köpfe der Reformbewegung und der Modernen Orthodoxie gemeinsam neben ihm sassen. Dazu Jacobs: «Ich sagte Präsident Herzog, dass es für mich völlig selbstverständlich sei, neben meinem Freund und geschätzten Kollegen Rabbiner Hauer zu sitzen. Ja, wir waren uns in vielen Fragen uneinig, teilten aber tiefen Respekt und Liebe für einander. Seine zurückhaltende Führung hat den Weg für eine respektvollere und verantwortungsvollere Zukunft für das jüdische Volk geebnet, der auf der Thora basiert.»

Hauer hinterlässt seine Mutter Miriam Hauer, seine Frau Mindi Hauer, ihre Söhne Yissachar, Yehuda Leib und Shalom, die Töchter Devorah Walfish, Batsheva Neuberger, Chana Schneiweiss und Rachel Hauer sowie deren Ehepartner und zahlreiche Enkelkinder (Link).
 

Andreas Mink