Das jüdische Logbuch 13. Okt 2023

Parallelwelten und Bundesratsallüren

An die Schoa erinnern nach den Massakern in Israel.

Paris, Oktober 2023. Die «Mairie» an der Seine von Paris. Im grossen Festsaal lädt die «Mémorial de la Shoa» zum jährlichen Anlass. Die Organisation ist eine wichtige Institution im Frankreich öffentlichem Leben und unter Organisationen für Bildungsarbeit. Landesweit führt sie Aufklärung zur Schoa in Tausenden von Schulen durch betrieben. Der goldene imposante Spiegelsaal füllt sich. Keine Musik, doch eine klare Haltung. 300 Menschen versammeln sich, darunter einige Holocaust-Überlebende. Keine Musik. Die Stimmung ist gedrückt, doch die Menschen erleichtert sich zu begegnen nach dem Inferno in Israel. Natürlich liegt die Frage, ob es Sinn macht, Geld für Holocaust-Vermittlung zu sammeln, während in Israel die Massaker der Gegenwart erschüttern. Baron Eric de Rothschild muss keinen Spagat vollziehen. Er findet die richtigen Worte, ohne absurde Vergleiche mit dem Holocaust oder den Pogromen gegen Jüdinnen und Juden zu bemühen. Er benennt die barbarischen Verbrechen, die Massker und erinnert, dass die zwei meistgenannten hebräischen Worte ausserhalb Israels «LeChaim» und «Schalom», «Aufs Leben» und «Frieden». Damit war eigentlich alles gesagt und der Abend kontextuiert. Beim Blick and die Decke des im versailler Stil gebauten Saals, leuchteten  die Begriffe «Liberté, égalité, fraternité» von der Decke entgegen. Unweit davon auf dem Platz der Republik eskaliert eine Pro-Palästina Kundgebung. Die Primate  «Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit» sind in weite Ferne gerückt. Emotionen, Wasserwerfer, Kopfschütteln. Der Palästinakonflikt steht schon seit Jahren gegen den sozialen Frieden. Bei jeder Eskalation in Nahost brennt es auch auf Frankreichs Strassen. Doch diesmal werden Verharmlosung von Terror und Sympathie für Verbrechen geahndet. Frankreichs Präsident Emanuel Macron hat kurz davor scharfe Massnahmen gegen Antisemitismus angekündigt. In der Schweiz hingegen, ist der Bundesrat immer noch am diskutieren, ob er die Hamas wie alle EU-Länder auf die Liste der verbotenen Organisationen setzt. In seiner verklausulierten Botschaft, will er mitteilen, dass man sich bewege, aber dann doch eben wieder nicht so ganz. Das penible, lächerliche eidgenössische Lavieren, ist ebenso unappetitlich, wie jenes bei den Sanktionen gegen Russland. In der aktuellen Mitteilung des Bundesrats steht nichts mehr von einer sonst reflexartig erwähnten Zweistaatenlösung und die Hamas-Attacken werden als Terror benannt. Der logische nächste Schritt, wird noch nicht gegangen. Doch die USA werden dem Bundesrat den Takt bald vorgeben und diesem lächerlichen Hickhack ein Ende setzen und die vielen Bekundungen zu jüdischen Themen der Lächerlichkeit preisgeben. Aber dazu ein andermal. An der Pariser Seine ist der Abend zu Ende. Die Alert-Nachrichten über das Kriegsgeschehen treffen ein. Alarm im Süden, der US-Aussenminister in Israel, die Opferzahlen steigen.