Zürich 20. Aug 2025

Öffentliche Gelder für Provenienzforschung

Das Kunsthaus Zürich.

Die Sammlung Bührle im Kunsthaus soll Geld für Aufarbeitung erhalten.  

Der Stadtrat Zürich hat verkündet, die Provenienzforschung zur umstrittenen Sammlung Bührle im Kunsthaus Zürich mit einem Beitrag von drei Millionen Franken zu fördern. Das Gesamtvolumen des vorgesehenen fünfjährigen Projekts beträgt rund 5,2 Millionen Franken. Ziel ist die systematische Überprüfung und tiefgehende Erforschung der Herkunft aller etwa 200 als Dauerleihgabe ausgestellten Werke, mit besonderem Schwerpunkt auf jüdischem Vorbesitz und NS-verfolgungsbedingtem Entzug.
Der Schritt folgt auf den Bericht des Historikers Raphael Gross aus dem Sommer 2024, der gravierende Defizite in der bisherigen Provenienzforschung festgestellt hatte. Er hebt hervor, dass die bestehenden Recherchen weder den Anforderungen des 2023 vom Gemeinderat beschlossenen Subventionsvertrags noch den neuen Standards der Zürcher Kunstgesellschaft (ZKG) genügen. Laut Gross’ Analyse besteht bei mehr als 60 Prozent der Bührle-Werke NS-historische Belastung durch jüdischen Vorbesitz, der bisher ungenügend recherchiert worden sei.
Das Forschungsprojekt am Kunsthaus sieht die Einbeziehung externer Fachpersonen, ein Peer-Review-Verfahren sowie eine unabhängige Expertinnenkommission vor. In Kooperation mit der Universität Zürich sollen Standards und Methodik weiterentwickelt werden. Parallel wird die historische Kontextualisierung der Sammlung unter Einbezug eines interdisziplinären Feedback-Panels weitergeführt; eine Sonderausstellung ist geplant, die die Rolle jüdischer Sammlerinnen für die Moderne aufgreift. 
Die Herkunft der Werke ist seit Jahren Gegenstand intensiver öffentlicher Debatten. Die erneute und vertiefte Auseinandersetzung mit der Geschichte der Sammlung Bührle wird als notwendig erachtet, um transparent und fair mit möglichen Fällen von NS-verfolgungsbedingtem Entzug umzugehen. Im Fokus steht, dass keine Werke ausgestellt werden, bei denen substantiierte Hinweise auf NS-Raubkunst bestehen. Für solche Fälle sind faire, gerechte Lösungen angestrebt und eine geplante, unabhängige Bundeskommission für historisch belastetes Kulturerbe spielt dabei eine wichtige Rolle. 

Redaktion