Offener Brief mit über 1000 Unterschriften.
Jüdische Medizinerinnen und Mediziner seien seit zwei Jahren «andauernden Anfeindungen und einer noch viel längeren Aushöhlung beruflicher Normen»: so prangert ein offener Brief den Einfluss antizionistischer Ideologie im medizinischen Bereich an (Link).
Das Schreiben fand binnen Tagen über eintausend Unterschriften von Angehörigen der Gesundheitsberufe. Bereits zuvor hatten jüdische Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte auf die Ausgrenzung und Schikanen aufmerksam gemacht, denen sie nach eigenen Angaben in den USA seit den Terroranschlägen vom 7. Oktober in Israel vor zwei Jahren ausgesetzt seien. Nun behaupten die Verfasser jedoch, Antizionismus stelle im medizinischen Bereich ein eigenständiges Problem dar. Das Schreiben greift damit die Reaktion auf Antisemitismusvorwürfe auf, wonach Feindseligkeiten lediglich gegen Israel, nicht aber gegen Juden gerichtet seien.
Antizionismus stelle nicht nur eine Gefahr für jüdische Patienten dar, sondern auch für die Integrität des medizinischen Bereichs insgesamt: «Unser Ziel ist es, das Muster aufzuzeigen und zu dokumentieren, mit dem Antizionismus Patienten gefährdet und die Ethik der Medizin selbst untergräbt.» Antizionismus sei lediglich die jüngste Ausprägung eines jahrtausendealten Antisemitismus.
Der Brief wirft medizinischen Einrichtungen die Tolerierung antizionistischer Fachkräfte und deren «Wirken im klinischen Alltag, in der Ausbildung und in der Organisationspolitik» vor. Institutionen wie medizinische Fakultäten und Berufsverbände werden aufgefordert, Antizionismus als eine Form antijüdischen Hasses anzuerkennen und diesen Standard in die Ausbildung von Medizinern und anderen Gesundheitsfachkräften, in Programme zur Förderung von Diversität, Gleichstellung und Inklusion (DEI) sowie in die Berufsethik zu integrieren. Das Schreiben appelliert zudem an Krankenhäuser und Arztpraxen, klinische Neutralität durch ein Verbot politischer Symbole in Behandlungsräumen zu gewährleisten und das medizinische Fachpersonal besser im Erkennen von Antizionismus zu schulen (Link).