Washington 28. Sep 2025

Microsoft sperrt israelischem Militär Zugang

Microsoft
Microsoft hat der israelischen Armee Zugriff auf Technologien für die Massenüberwachung der palästinensischen Bevölkerung entzogen.

Nach Enthüllungen über Massenüberwachung von Palästinensern durch die israelische Armee reagiert der Konzern. 

Microsoft hat als erstes grosses US-Technologieunternehmen der israelischen Armee den Zugang zu einer wichtigen Software für die Speicherung und Auswertung von Millionen Telefongesprächen palästinensischer Zivilisten entzogen. Laut einem von der britischen Zeitung «Guardian» veröffentlichten Brief reagierte der Konzern damit auf Forderungen von pro-palästinensischen Aktivisten und bestätigte wesentliche Teile einer gemeinsamen Enthüllungsrecherche von Guardian, +972 Magazine und Local Call.

Ein Microsoft-Manager erklärte dem israelischen Verteidigungsministerium, man wolle «keine Massenüberwachung von Zivilisten» unterstützen und werde Zugriff auf entsprechende Dienste ab sofort sperren. Hintergrund ist eine Recherche, laut der die Eliteeinheit Unit 8200 zunächst im Westjordanland, später auch im Gazastreifen eine massenhafte Überwachung von Palästinensern mithilfe von Microsofts Azure-Cloudplattform betrieb, um Militärkampagnen zu erleichtern – darunter gezielte Luftangriffe.

Die betroffenen Datensätze sollen laut Guardian bis zu 8.000 Terabyte umfasst haben und wurden zunächst in einem Microsoft-Rechenzentrum in den Niederlanden gespeichert, bevor sie nach Veröffentlichung der Recherche innerhalb weniger Tage ausgelagert wurden. Geheimdienstquellen vermuten, dass die Daten künftig auf Amazons Cloudplattform AWS gespeichert werden könnten. Eine Stellungnahme von IDF oder Amazon dazu steht noch aus.
Microsofts Vizepräsident Brad Smith betonte in einem unternehmensinternen Schreiben, man habe weltweit stets darauf geachtet, keine Technologien für die Massenüberwachung der Bevölkerung bereitzustellen. Die internen Proteste im Unternehmen hatten sich nach Veröffentlichung der Recherche insbesondere am US-Hauptsitz und an einem europäischen Rechenzentrum verstärkt. Zuvor hatten auch Google-Mitarbeitende öffentlich gegen Kooperationen mit dem israelischen Militär protestiert.

Die Entscheidung von Microsoft gilt als symbolträchtiger Schritt angesichts der wachsenden internationalen Kritik an Israels Vorgehen im Gazastreifen. Premierminister Binyamin Netanyahu hatte jüngst eingeräumt, Israel sei zunehmend isoliert und müsse bei der Entwicklung seiner Rüstungsindustrie unabhängiger werden.
 

Grace Gilson