USA - Wirtschaft 20. Okt 2025

Marc Benioff rudert zurück

Der Gründer und Geschäftsführer des Software-Konzerns Salesforce Marc Benioff entschuldigte sich am Wochenende dafür, dass er die Entsendung der Nationalgarde nach San Francisco gefordert hatte.

Entschuldigung für Rufe nach Einsätzen der Nationalgarde in San Francisco.

Die Einlassungen von Marc Benioff an einem Interview mit der «New York Times» in der vergangenen Woche haben erhebliche Wellen provoziert: der Gründer und Geschäftsführer des Software-Konzerns Salesforce hatte die Entsendung der Nationalgarde nach San Francisco durch die Trump-Regierung gefordert, um dort angeblich herrschende Kriminalität und Anarcho-Gewalt unter Kontrolle zu bringen. 

Doch am Wochenende entschuldigte sich Benioff mit einer Erklärung auf X: «Ich glaube nicht, dass die Nationalgarde für die Sicherheit in San Francisco notwendig ist.» Er habe diese Bemerkung aus Sorge um die Sicherheit der von ihm alljährlich ausgerichteten Dreamforce-Konferenz in der Stadt (https://www.salesforce.com/dreamforce/) in der Stadt gemacht, die allerdings bereits Mitte September stattgefunden hat. 

Nun erklärte der 61-Jährige: «Ich entschuldige mich aufrichtig für die dadurch ausgelöste Befürchtungen». «Unsere Stadt» San Francisco» könne vielmehr bei der Sicherheit «die grössten Fortschritte machen, wenn wir alle partnerschaftlich zusammenarbeiten». Gegenüber der Times hatte Benioff erklärt, die Nationalgarde solle nach San Francisco kommen, da die dortige Polizei tausend zusätzliche Beamte benötige.

Die Äusserungen lösten einen Sturm der Entrüstung in San Francisco aus. Bürgermeister Daniel Lurie und die Kongress-Abgeordnete Nancy Pelosi verwiesen auf sinkende Kriminalitätsraten und die Verstärkung der örtlichen Polizei. Bundestruppen seien in einer Stadt daher weder nötig noch erwünscht. Die örtliche Bezirksstaatsanwältin Brooke Jenkins unterstellte Benioff gar die «Unterstützung staatlich geförderter Gewalt gegen US-Bürger.» 

Daneben erklärte der prominente Silicon Valley-Investor Ron Conway – ein langjähriger Freund von Benioff – seinen Rücktritt aus dem Vorstand der Stiftung von Salesforce: «Ich erkenne die Person, die ich so lange bewundert habe, kaum wieder.» Laurene Powell Jobs, die Philanthropin und Witwe des Apple-Gründers Steve Jobs, warf Benioff politischen Opportunismus vor. 

Der Milliardär hatte tatsächlich lange Zeit progressive Positionen vertreten und 2016 Hillary Clinton in ihrem Wahlkampf gegen Trump unterstützt. Nun liess er die Times in dem Telefoninterview aus seinem Privatflugzeug wissen, er sei nie ein Progressiver und lange Zeit Republikaner gewesen, bevor er sich politisch als Unabhängiger habe registrieren lassen. Benioff gab an, er habe bei dem jüngsten Staatsbesuch Trumps in London als Mitglied der Delegation seine Wertschätzung des Präsidenten auch bei dem von König Charles ausgerichteten Abendessen auf Schloss Windsor zum Ausdruck gebracht. 

Laut der Times zählt die US-Regierung mit Aufträgen etwa der Armee und der Küstenwache zu den wichtigsten Kunden von Salesforce. Momentan bemühe sich die Firma intensiv um zusätzliche Verträge mit der US-Einwanderungs- und Zollbehörde. Dabei solle mithilfe von KI die von Trump angestrebte Verdreifachung von Deportationen unterstützt werden (https://www.nytimes.com/2025/10/17/us/benioff-apologizes-san-francisco.html).

Andreas Mink