Berlin 13. Nov 2025

Kämpfer für Aufklärung und Humanität

Micha Brumlik (1947–2025)

Zum Tod des Erziehungswissenschaftlers  Micha Brumlik.

Micha Brumlik, einer der prägenden jüdisch-deutschen Intellektuellen der Gegenwart, ist im Alter von 78 Jahren in Berlin gestorben. Der Erziehungswissenschaftler, Publizist und unermüdliche Diskussionspartner in Fragen von Bildung, Ethik und Erinnerungskultur erlag am Montag einer langen, schweren Krankheit.  

Geboren am 4. November 1947 im schweizerischen Davos, kam Brumlik 1953 mit seinen Eltern, die vor dem Nationalsozialismus in die Schweiz geflohen waren, nach Frankfurt am Main. Die Stadt am Main blieb sein geistiges Zuhause: Hier besuchte er die Schule, studierte Pädagogik, Philosophie und Soziologie und begann seine akademische Laufbahn.  

Von 1981 bis 2000 lehrte Brumlik als Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Heidelberg, anschließend bis 2013 an der Goethe-Universität Frankfurt. Parallel dazu engagierte er sich politisch: Zwischen 1989 und 2001 war er für Die Grünen Mitglied des Frankfurter Stadtparlaments. Von 2000 bis 2005 leitete er das Fritz Bauer Institut, das sich der Erforschung des Holocaust und seiner Wirkung widmet – eine Aufgabe, die seinem Denken und Schreiben zeitlebens ein zentrales Thema blieb.  

Ab 2013 war Brumlik Senior Advisor am Zentrum Jüdische Studien Berlin-Brandenburg. Mit seinem Tod verliert die deutsche und jüdische Gelehrtenwelt eine Stimme, die sich unermüdlich gegen Antisemitismus und Geschichtsvergessenheit und für eine offene, pluralistische Gesellschaft starkgemacht hat.  

Als Autor und Kommentator veröffentlichte Brumlik zahlreiche Bücher, Essays und Zeitungsartikel, in denen er die deutsch-jüdische Geschichte nach 1945 ebenso reflektierte wie die Herausforderungen moderner Erziehung, Ethik und Religion in einer sich wandelnden Gesellschaft. Noch 2025 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen – eine späte, aber verdiente Anerkennung seines jahrzehntelangen Engagements im wissenschaftlichen und öffentlichen Diskurs.  

Micha Brumlik verstand es, wissenschaftliche Präzision mit moralischer Dringlichkeit zu verbinden. Seine Stimme wird fehlen – in den Hörsälen, in den Feuilletons und in den Debatten über das, was Erinnerung, Verantwortung und Humanität im 21. Jahrhundert bedeuten.

Redaktion