Paris 09. Okt 2025

Jüdischer Freiheitskämpfer im Pantheon aufgenommen

Die französischen Medien berichteten  über die Zeremonie  von  Robert Badinter Aufnahme  ins Pantheon in nationalen Direktübertragungen. 

Mit der Aufnahme ins Pariser Panthéon am 9. Oktober 2025 wird Robert Badinter nicht nur als Architekt der Abschaffung der Todesstrafe geehrt, sondern auch als juristisches und moralisches Gewissen der Republik. Sein Lebensweg, geprägt durch familiäre Flucht, Verfolgung und politische Reform, ist beispielgebend für das moderne Frankreich.

Bei der Zeremonie von Donnerstag Abend im Pariser Pantheon würdige Frankreichs Präsident Macron Robert Badinter als „singuläre und starke Stimme, Träger der Ideale Frankreichs und der Republik“. Er erinnerte daran, dass Badinters Kämpfe – für die Abschaffung der Todesstrafe, gegen Antisemitismus, für die Verteidigung des Rechtsstaats – nicht abgeschlossen sind, und versprach, sie weiterzutragen bis zur „Abschaffung universeller“ Todesstrafe. In seinem Vortrag betonte Macron auch Badinters Haltung gegenüber dem Antisemitismus: er verwies auf Badinters Biografie, geprägt durch die Verfolgung der Juden in den 1920er bis 1940er Jahren, und mahnte, dass „unsere Zeit uns verpflichtet, Antisemitismus nie zur Normalität werden zu lassen“.

Robert Badinter, geboren 1928 in Paris als Sohn jüdischer Einwanderer aus Bessarabien und dem zaristischen Russland, erlebte die Schrecken des Zweiten Weltkriegs und die Terrorherrschaft der Nazis unmittelbar: Sein Vater Simon wurde 1943 von der Gestapo in Lyon festgenommen und im Vernichtungslager Sobibor ermordet. Die Familie floh vor der Besetzung Frankreichs mehrfach und überlebte nur dank Solidarität und gefälschten Papieren.

Sein Leben wurde geprägt vom frühen Verlust des Vaters und dem Bewusstsein für Gerechtigkeit und Verantwortung. Nach dem Jurastudium in Paris und einer Promotion über US-amerikanisches Zivilrecht stieg Badinter ab den 1960er-Jahren zur führenden Stimme juristischer Reformen auf. Er gründete mit Jean-Denis Bredin eine der bedeutendsten Kanzleien des Landes und verteidigte prominente Mandanten ebenso wie politische Aktivisten.

Die Erfahrungen als Anwalt im Fall Roger Bontems und die emotionale Belastung durch Hinrichtungen machten ihn zum entschiedenen Gegner der Todesstrafe. Als Justizminister im Kabinett von François Mitterrand erreichte Badinter 1981 das Gesetz zur Abschaffung der Todesstrafe – ein Meilenstein, der Frankreichs Justiz tiefgreifend veränderte. Laut Badinter war dies nicht nur ein juristischer Sieg, sondern Ausdruck republikanischer Menschlichkeit.

Neben anderen erfolgreichen Reformen – wie der Abschaffung diskriminierender Sondergerichte und Engagement gegen Homophobie und Antisemitismus – prägte Badinter das Verhältnis Frankreichs zur Menschenrechtskonvention und war international tätig, etwa in den Kommissionen zur juristischen Aufarbeitung des Jugoslawien-Krieges.

Robert Badinters Privatleben war geprägt von intellektueller Partnerschaft: Er war über sechs Jahrzehnte mit der Philosophin und Publizistin Élisabeth Badinter verheiratet. Bis zu seinem Tod 2024 blieb er Mahner für die Verteidigung bürgerlicher Freiheiten und Minderheitenrechte – eine Rolle, die durch seine persönlichen Erfahrungen und sein politisches Wirken untrennbar miteinander verbunden ist.

 

Redaktion