Schüsse israelischer Streitkräfte in Richtung einer Delegation ausländischer Diplomaten im besetzten Westjordanland sorgen in der Europäischen Union für Empörung.
Die EU-Aussenbeauftragte Kaja Kallas forderte Israel in einer ersten Reaktion nachdrücklich auf, den Vorfall zu untersuchen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. «Jegliche Bedrohung des Lebens von Diplomaten ist inakzeptabel», sagte sie.
Der französische Aussenminister Jean-Noël Barrot bezeichnete das Geschehen als "nicht hinnehmbar" und kündigte die Einbestellung des israelischen Botschafters in Frankreich an. Ähnliche Reaktionen kamen aus Ländern wie Italien, Spanien und Belgien.
Nach bislang vorliegenden Angaben hatte die israelische Armee zuvor bei einem Besuch von rund 20 Diplomaten in der Stadt Dschenin Schüsse in der Nähe der Delegation abgefeuert. Nach Angaben des belgischen Aussenministers Maxime Prévot befand sie sich auf einem offiziellen Besuch in der Stadt, der mit der israelischen Armee koordiniert war. Die Delegation war demnach in einem Konvoi von etwa zwanzig deutlich erkennbaren Fahrzeugen unterwegs.
Israels Militär teilte mit, die Delegation sei von einer zuvor genehmigten Route für den Besuch von Dschenin abgewichen und habe ein Gebiet betreten, in dem sie sich nicht hätten aufhalten dürfen. Israelische Soldaten hätten Warnschüsse abgegeben, um die Gruppe auf Distanz zu halten, hiess es. Nachdem sich herausgestellt habe, dass es sich um die Diplomaten handelte, habe die Armee eine Untersuchung eingeleitet.