Kritik wegen Interview-Äusserungen.
Das israelische Aussenministerium hat den Botschafter in den USA, Yechiel Leiter, zu einem Gespräch einbestellt, nachdem dieser in einem Interview mit dem rechtsgerichteten US-Portal PragerU scharfe Kritik an politischen Gegnern von Premierminister Benjamin Netanjahu geäussert hatte. Leiter warf in dem Gespräch „Linksextremisten“ und israelischen Medien vor, Netanjahu stürzen zu wollen, und bezeichnete entsprechende Vorwürfe als „Blutverleumdungen“.
Die Disziplinarabteilung der israelischen Kommission des Staatsdienstes veranlasste daraufhin die Einbestellung Leiters durch den Generaldirektor des Aussenministeriums, Eden Bar-Tal. Israels Diplomaten sind üblicherweise angehalten, sich politisch neutral zu verhalten. Leiters Äusserungen gelten daher als Verstoss gegen diplomatische Gepflogenheiten.
Leiter, ein langjähriger Vertrauter Netanjahus und ehemaliger Berater, wurde im Januar 2025 zum Botschafter in Washington ernannt. Er stammt aus den USA und lebte zeitweise in einer israelischen Siedlung im besetzten Westjordanland. Die Äusserungen des Botschafters haben sowohl in Israel als auch international für Kritik gesorgt. Oppositionspolitiker und Diplomaten warfen ihm vor, die politische Neutralität seines Amtes verletzt zu haben. Das bevorstehende Gespräch im Aussenministerium dürfte klären, ob disziplinarische Massnahmen gegen Leiter ergriffen werden. Die Kontroverse um Leiter reiht sich in eine Serie diplomatischer Spannungen ein, die Israels Regierung in den letzten Monaten begleitet haben. Die Beziehungen zu den USA stehen dabei besonders im Fokus, da Washington traditionell als wichtigster Verbündeter Israels gilt. Ob und welche Konsequenzen die Aussagen des Botschafters letztlich haben werden, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass die israelische Regierung bemüht ist, diplomatische Standards zu wahren und politischen Neutralität im Ausland zu betonen.