Die International Association of Genocide Scholars (IAGS) hat eine Resolution verabschiedet, in der Israels zweijährige Militärkampagne im Gazastreifen als Genozid eingestuft wird.
Laut der Erklärung, die am 31. August 2025 beschlossen und gestern veröffentlicht wurde, erfüllten die Massnahmen Israels sämtliche juristischen Kriterien eines Völkermords gemäss der UN-Konvention von 1948.
Die IAGS, ein Zusammenschluss von rund 500 internationalen Wissenschaftlern, beruft sich in ihrer Bewertung auf zahlreiche Faktoren: Neben hohen Opferzahlen und systematischer Zerstörung von ziviler Infrastruktur nennt die Resolution auch gezielte Angriffe auf medizinische Einrichtungen, Medienvertreter und humanitäre Helfer, die breite Heimatzerstörung und mehrfache Vertreibung praktisch der gesamten Bevölkerung von Gaza. Nach Schätzungen wurden dabei über 63’000 Menschen getötet, mehr als 90 Prozent der Wohngebäude zerstört sowie Zehntausende verletzt und Familien ausgelöscht. Besonders hervorgehoben wird die hohe Zahl getöteter und verletzter Kinder als Indikator für die Absicht, «eine substanzielle Gruppe zu zerstören».
86 Prozent der abstimmenden Mitglieder sprachen sich für die Resolution aus. Kritische Stimmen aus dem Verband und extern, darunter ehemalige Vorstandsmitglieder, bemängeln jedoch mangelnde Transparenz und demokratische Kontrolle im Abstimmungsprozess.
Das israelische Aussenministerium wies die Vorwürfe umgehend als „unsinnig“ und als Ergebnis einer «Desinformationskampagne» der Hamas zurück und erinnerte daran, dass Israel sich auf sein Recht zur Selbstverteidigung berufe. Auch Premierminister Netanyahu äusserte sich ablehnend zu der Einstufung.
Die Resolution fordert die israelische Regierung auf, sämtliche Akte des Genozids, der Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit sofort einzustellen, humanitäre Hilfe zuzulassen und den internationalen Vorgaben von Gerichtshöfen wie dem Internationalen Strafgerichtshof und dem Internationalen Gerichtshof nachzukommen. Internationale Staaten werden aufgefordert, rechtlich Konsequenzen zu ziehen und sich für eine Gerechtigkeit und den Wiederaufbau Gazas einzusetzen.