Madrid 08. Dez 2025

Spaniens Juden empört

Israelfans am Eurovision Song Contest 2025.

Die jüdische Gemeinschaft in Spanien hat mit scharfer Kritik auf den Beschluss des öffentlich rechtlichen Senders RTVE reagiert, Spanien wegen der Teilnahme Israels am Eurovision Song Contest 2026 aus dem Wettbewerb zurückzuziehen und die Übertragung zu boykottieren.   

Der Dachverband der jüdischen Gemeinden in Spanien wirft RTVE vor, einen kulturellen Anlass für politische Auseinandersetzungen zu instrumentalisieren und damit Millionen von Zuschauerinnen und Zuschauern zu benachteiligen. Kulturveranstaltungen müssten Orte des Dialogs sein und nicht zu Bühnen für Konfrontation und Boykott werden, heisst es in einer Stellungnahme. 
Der Verband betont zudem, RTVE schade mit dem Schritt dem inklusiven und künstlerischen Charakter des Wettbewerbs und trage zur weiteren Polarisierung rund um den Nahostkonflikt bei. Angesichts der Hoffnung auf eine Lösung des jüngsten Kriegs zwischen Israel und der Hamas sollten Entscheidungen darauf abzielen, den Friedensprozess zu unterstützen statt ihn zu politisieren. 
Vertreter der jüdischen Gemeinschaft machen direkt die Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez für das Vorgehen verantwortlich und sprechen von einer künstlichen politischen Konfrontation über ein eigentlich unpolitisches Unterhaltungsevent. RTVE „verneble den Zweck des Festivals“ und handle nicht im Interesse des Publikums oder der Gesellschaft insgesamt, so der Vorwurf. 
Juan Caldes, Spanien Koordinator der European Jewish Association (EJA), bezeichnete die Entscheidung als „Bestrafung der gesamten spanischen Gesellschaft“ und sprach von der „antisraelischsten“ Regierung der vergangenen fünf Jahrzehnte. Das von Steuergeldern finanzierte RTVE Statement sei „verächtlich“ und isoliere Spanien international, anstatt die von US Präsident Donald Trump vorgelegte Gaza Friedensinitiative zu unterstützen. 
RTVE hatte nach der Entscheidung der European Broadcasting Union (EBU), Israel zur Teilnahme am Eurovision 2026 zuzulassen, offiziell seinen Rückzug erklärt. Spanien wird damit weder einen Beitrag entsenden noch das Finale und die Halbfinals des Wettbewerbs in Wien übertragen. 
Neben Spanien haben auch Irland, Slowenien und die Niederlande ihren Ausstieg aus Protest gegen Israels Teilnahme angekündigt. Andere grosse Rundfunkanstalten, darunter aus Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Portugal und Schweden, stellten sich hingegen ausdrücklich hinter die EBU Entscheidung und betonten, man lehne kulturelle Boykotte Israels ab. 
Frankreichs Aussenminister Jean Noël Barrot unterstrich, sein Land werde keine Boykottpolitik gegenüber Völkern, Künstlern oder Intellektuellen betreiben. Auch Deutschlands Kulturstaatsminister Wolfram Weimer erklärte, es dürfe keinen Eurovision Song Contest ohne Israel geben. 
Israels Aussenminister Gideon Sa’ar begrüsste die EBU Entscheidung und verurteilte die Boykottländer scharf. Die Schande liege bei jenen Staaten, die eine Musikveranstaltung aus politischen Gründen gegen Israel instrumentalisierten, betonte er. 
 

Redaktion