Schwere Ausschreitungen von Chabad-Mitgliedern gegen unbeteiligte Frau; Polizei-Vorkehrungen in Brooklyn.
Bei Redaktionsschluss Montagnacht lagen noch keine Informationen über neue Proteste in Brooklyn vor, die gegen Itamar Ben-Gvir gerichtet sein sollten. Der israelische Sicherheitsminister bereist seit letzter Woche die USA und hatte am Donnerstag das Hauptquartier von Chabad Lubavitch in Crown Heights, Brooklyn, besucht. Dort waren pro-palästinensische Demonstranten bei konkurrierenden Protesten auf Mitglieder der Bewegung getroffen. Am Ende der Kundgebung hatten Hunderte von Orthodoxen eine Frau verbal und körperlich angegriffen.
Die Polizei untersuchte den Angriff auf die anhin nicht namentlich bekannt Frau. Sie hat der «New York Times» erklärt, am Donnerstag zufällig am Schauplatz der Proteste gewesen zu sein. Der «Mob» habe sie getreten, Gegenstände nach ihr geworfen, mit Vergewaltigung gedroht und sie mit sexistischen, rassistischen und antiarabischen Beschimpfungen überhäuft. Zudem skandierten die Männer auf hebräisch «Tod den Arabern». Die Vorwürfe sind durch Videos belegt (Link).
Montagnacht wollten pro-palästinensische Gruppen etwa drei Kilometer vom Chabad-Hauptquartier gegen die Übergriffe protestieren. Die Polizei warnte vor Ausschreitungen. Noch am Sonntagabend hatte Bürgermeister Eric Adams erklärt, eine zweite Frau sei von anderen pro-palästinensischen Demonstranten getrennt und von Gegendemonstranten belästigt und verletzt worden.
Chabad-Sprecher Rabbiner Motti Seligson sagte, die Organisation verurteile die «vulgäre Sprache und Gewalt» bei der Demonstration, schrieb sie jedoch einer «kleinen, abtrünnigen Gruppe junger Leute» zu. Die linken «Jews for Racial and Economic Justice» teilten mit: «Es ist unmöglich, die hasserfüllten, gewalttätigen Angriffe des Mobs von der Ideologie zu trennen, die Ben-Gvir vertritt.» Sein US-Besuch war von zahlreichen Protesten geprägt.
Am Mittwoch versammelten sich Hunderte Demonstranten vor einem Auftritt von Ben-Gvir in New Haven, Connecticut, bei der jüdischen Organisation Shabtai, die an der Yale University angesiedelt, aber nicht mit der Institution verbunden ist. Am Donnerstag erschien der demokratische Abgeordnete Jerry Nadler mit mehreren Rabbinern und Brad Lander, dem Stadtkämmerer und Bürgermeisterkandidaten, vor einem Restaurant in Manhattan, in dem Ben-Gvir sprach. Der dienst-älteste jüdische Politiker im US-Repräsentantenhaus kündigte ein Gesetz für Wirtschaftssanktionen gegen israelische Siedler an, die im Westjordanland Gewalttaten begehen.
Ein weiterer Protest gegen Ben-Gvir fand am Sonntag vor der Edmond J. Safra Synagoge in Gravesend, Brooklyn statt. Diese Synagoge liegt gegenüber der Gemeinde Shaare Zion, wo Ben-Gvir nach Angaben von Mitgliedern beider Synagogen eigentlich sprechen sollte. Sein Vortrag wurde abgesagt (Link).
Auch ein Besuch Ben-Gvirs am US-Kapitol am Montagmittag hat eine Handvoll Demonstranten angezogen, die ihn als Völkermörder und Kindermörder beschimpften. Ben-Gvir reagierte mit Wutausbrüchen und Gewaltdrohungen (Link).