Jerusalem 12. Mär 2025

Er tobt

Vor Gericht wird Israels Premier Benjamin Netanyahu heftig. 

Israels Premier Netanyahu verliert vor Gericht die Nerven.  

Gestern Mittwoch, dem 17. Tag seiner Zeugenbefragung wegen Bestechungsvorwürfen, schrie Premier Benjamin Netanyahu die Richter an, als sie seinen Anwalt aufgefordert hatten, die Befragung etwas schneller zu absolvieren. Rechtsanwalt Amit Hadad hatte Netanyahu mehrfach dasselbe gefragt, und vorgeschlagen, ein Detail über die Verbindungen anderer israelischer Politiker mit Medienmogulen auszulassen, was Netanyahu aber unbedingt erklären wollte. Hadad sagte, er wollen den Zeitplan des Gerichts einhalten, Netanyahu aber beharrte auf diese Aussage. Richter Moshe Bar-Am forderte Hadad auf, fortzufahren und endlich weiterzukommen. Es kam zu einem Wortwechsel, bis Netanyahu schliesslich losschrie: «Ich protestiere! Zehn Jahre lang haben sie mich wegen Bestechungsvorwürfen vorgeführt, Leute standen auf den Brücke und riefen: Bestechung, Vertrauensbruch.  ... Sie haben meine Familie und mich durch die Hölle geschickt ... Ich verdiene ein paar Minuten mehr, um die Absurdität in jedem einzelnen Teil davon aufzuzeigen!» Die vorsitzende Richterin Rivka Friedman-Feldman forderte Netanyahu auf, seinen Stimme zu senken, doch der dachte gar nicht daran, schlug mehrmals mit der Hand auf den Tisch. Auch Staatsanwalt Yehudit Tirosh mischte sich ein und forderte das Gericht auf, den Dialog zwischen Hadad und Netanyahu zu beenden. Er solle lediglich die direkte Befragung durchführen. Nach einer Unterbrechung ging es weiter, nachdem die Richter betonten, dass es nicht nötig sei, alles nochmal durchzugehen, alle Unterlagen lägen auf dem Tisch. Netanyahu war damit nicht einverstanden. Die Gerichtssitzung mit der Zeugenaussage des Premiers endete eine Stunde früher als angesetzt, ohne Angabe von Gründen. Bei Netanyahu lagen die Nerven an diesem Tag offensichtlich blank. 
 

Richard C. Schneider