Algerien hat den algerisch-französischen Schriftsteller auf Ersuchen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier begnadigt.
Algerien hat den französisch-algerischen Schriftsteller Boualem Sansal ein Jahr lang in Haft gehalten. Appelle aus Frankreich hatten keine Wirkung. Am Mittwoch kam die Regierung in Algier einem offiziellen Gnadengesuch aus Deutschland nach: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte sich am Montag direkt an seinen Amtskollegen Abdelmadjid Tebboune gewandt. Dies führt zur Begnadigung Sansals aus «humanitären Gründen». Er konnte mit deutscher Hilfe noch am Mittwoch ausfliegen und ist in Berlin eingetroffen.
Sansal war 2011 Preisträger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels. Der französische Präsident Emmanuel Macron hat Steinmeier für dessen Vermittlung gedankt und erklärte: «Wir haben mit unseren deutschen Freunden als vertrauenswürdiger dritter Partei transparent zusammengearbeitet.» Steinmeier dankte Tebboune seinerseits «für diese wichtige humanitäre Geste. Sie zeigt auch die Qualität der Beziehungen und des Vertrauens zwischen Deutschland und Algerien.» Laut der Nachrichtenagentur AFP ist Sansal in ein Berliner Krankenhaus eingewiesen worden.
Steinmeier hatte in seiner Bitte um Begnadigung des Schriftstellers vorgeschlagen, Sansal wegen seines hohen Alters und seines fragilen Gesundheitszustandes nach Deutschland ausreisen zu lassen. Dort könne er medizinisch versorgt werden. Frühere Bitten um Begnadigung aus Frankreich hatte die algerische Regierung abgelehnt.
Sansal ist algerischer und französischer Staatsbürger. Er hatte das algerische Regime und den Einfluss von Islamisten dort wiederholt kritisiert. Besonders schwer wog sein Satz, einige Gebiete Algeriens gehörten eigentlich zu Marokko. Diese Äusserung in einem Interview mit der rechtsnationalen Zeitschrift Frontières wurde in Algier als schweres Vergehen «gegen die Einheit der Nation» sowie gegen deren territoriale Integrität und Sicherheit aufgenommen. Bei einem Besuch in seiner Heimat wurde er im November 2024 festgenommen und in Untersuchungshaft genommen, die für den betagten Autor bereits zermürbend war. Im Juli verurteilte ihn ein Berufungsgericht zu fünf Jahren Haft ohne Bewährung.
Seine Verurteilung war in Frankreich auf scharfe Kritik gestoßen. Macron hatte vergeblich Sansals Freilassung gefordert und Algerien vorgeworfen, den Schriftsteller «aus reiner Willkür» festzuhalten. Sansal war früher als Ökonom und hoher Regierungsbeamter tätig, so von 1996 bis 2003 als Generaldirektor im algerischen Industrieministerium. Von ihm stammen Romane wie «Der Schwur der Barbaren» und «Erzähl mir vom Paradies» sowie Erzählungen, Essays und Sachbücher. Er wurde im Oktober 76 Jahre alt. Laut der Nachrichtenagentur AFP ist er an Krebs erkrankt (Link).