Kunst 29. Okt 2025

Boris Lurie in drei Ausstellungen

Internationales Interesse an dem Werk des Holocaust-Überlebenden und Kunst-Aussenseiters.  

«TESTIMONY: Boris Lurie & jüdische Künst¬lerinnen aus New York». Im Zentrum der Ausstellung stehen Frauenbilder, die sich durch das gesamte Werk Luries (1924–2008) ziehen. Lurie verlor beim Massaker von Rumbula (nahe Riga) fast alle seine weiblichen Verwandten. Die für das Museum of Jewish Heritage in New York tätige-Kuratorin Sara Softness kontrastiert Luries oft schockierende Bilder mit selbstbestimmter Kunst von Frauen. In diesen Werken hinterfragen zeitgenössische, jüdische Künstlerinnen ihr eigenes Verhältnis zu Sexualität, körperlicher Gewalt und Familiengeschichte.

Das Zekelman Holocaust Center in Michigan (Link) porträtiert bis zum 5. Dezember in «Boris Lurie: Nothing To Do But To Try» anhand von Luries frühestem Werk sowie bisher nie gezeigten Objekten und Ephemera aus seiner Privatsammlung einen Künstler, der sich mit verheerenden Traumata, quälenden Erinnerungen und einer lebenslangen Suche nach Freiheit auseinandersetzt. 

Lurie ist zudem in «Remembrance and Renewal» am Eskenazi Museum of Art in Bloomingdale, Indiana, zu sehen, die bis zum 14. Dezember als erste Ausstellung den Einfluss des Holocaust auf die Entwicklung der amerikanischen Kunst der Jahrhundertmitte untersucht (Link).

Lurie wurde am 17. Juli 1924 in Leningrad geboren und wuchs in Riga auf. Er war im Sommer 1941 beim deutschen Einmarsch 16 Jahre alt. Die Nazi-Besatzer ermordeten einen Grossteil seiner Familie und Luries erste Freundin. Nur er und sein Vater überlebten und konnten 1946 in die USA auswandern. Doch er hatte schon bei Kriegsende mit der künstlerischen Verarbeitung seiner Leidenserfahrungen begonnen. Auch wenn er die Medien und Formensprache seines Werkes als bildender Künstler bald erweitern sollte, blieb die Verknüpfung der eigenen Vita mit der Konsumkultur und damit der Verwandlung von Menschen, Körpern und Kunst in Waren und Konsumgüter das zentrale Projekt des Künstlers Lurie (Link).

Andreas Mink