Jerusalem 29. Okt 2025

Einheit, Kontroversen und grosse Erwartungen am ersten Tag

Archivaufnahme eines Zionistenkongresses in Jerusalem. 

In Jerusalem ist der grösste Weltzionistenkongress der Geschichte feierlich eröffnet worden. Präsident Itzchak Herzog setzte mit einer energischen Rede ein Zeichen für jüdische Einheit und Widerstandskraft – während der Kongress politische und religiöse Gegensätze sowie offene Debatten über die Zukunft Israels sichtbar macht.

Mit etwa 2500 Teilnehmern aus 42 Ländern hat am Dienstag die Plenumwoche begonnen, deren inhaltlicher Rahmen von Rekord-Wahlen, kontroversen Resolutionen und personellen Veränderungen geprägt ist. Präsident Herzog eröffnete den Kongress im Beisein internationaler Delegierter und betonte, Israel werde sich nicht besiegen lassen: "Wer uns einst als 'Zhids' beschimpfte, nennt uns heute 'Zios', doch unser Zusammenhalt bleibt stark." Die Rede spiegelte die Atmosphäre nach dem Gaza-Krieg ebenso wie Herzogs Appell für mehr jüdische Selbstreflexion und gemeinsame Verantwortung wider.
Der erste Kongresstag stand im Zeichen von feierlichen Begrüssungen, Gremiensitzungen und institutionellen Auftaktreden. WZO-Vorsitzender Yaakov Hagoel verwies auf die Rolle Theodor Herzls und die reiche Geschichte des Kongresses als "Parlament des jüdischen Volkes". Die Stimmung war angespannt: Die Rekordbeteiligung amerikanischer Juden an den Wahlen wurde von Vorwürfen schwerer Wahlfälschung begleitet, Sanktionen fielen jedoch gering aus.
Thematisch bereiten sich die Delegierten mit über zwei Dutzend Resolutionen auf kontroverse Debatten vor – von der Frage der israelischen Souveränität über Westjordanland und Tempelberg, einer möglichen allgemeinen Wehrpflicht bis hin zur geforderten Untersuchung der Ereignisse vom 7. Oktober 2023. Während orthodoxe Parteien in den USA dominierten, bleibt das Kongressplenum in Jerusalem laut Insidern etwa ausgeglichen zwischen rechten und linken Flügeln; grosse jüdische Verbände sorgen für ein moderierendes Gegengewicht.
Führungswechsel im World Zionist Organization, Jüdischen Nationalfonds-KKL und bei Keren Hayesod stehen ebenfalls an. Die Kongresswoche entscheidet über die Verteilung von mehr als einer Milliarde Dollar jährlich für globale jüdische Projekte. Viele Teilnehmer sehen diese Wahl als entscheidend für die Ausrichtung der kommenden fünf Jahre.
Dabei prägen prominente Persönlichkeiten, Social-Media-Influencer und Rabbiner aus allen Denominationen das bunte Bild des Kongresses. Die Veranstaltung soll nach innen für jüdische Demokratie und Meinungsvielfalt stehen – und nach aussen die Stärke von Vielfalt und kollektivem Willen demonstrieren. 

Redaktion