Genf 26. Nov 2025

Ayalon appelliert an die Schweiz zur Anerkennung Palästinas

Ami Ayalon mit deutlichen Worten.

Der frühere Shin-Bet-Direktor Ami Ayalon warnt in Genf eindringlich vor einem politischen Stillstand im Nahostkonflikt. Die internationale Gemeinschaft müsse die Zwei-Staaten-Lösung aktiv stützen, die Diaspora-Juden ihre Stimme erheben – sonst drohe ein endloser Krieg ohne politische Perspektive.  

«Ich bin hier, weil ich besorgt bin. Wir dürfen nicht warten, bis es zu spät ist.» Mit 80 Jahren hat Ami Ayalon nichts von seiner Leidenschaft eingebüsst. Der ehemalige Kommandant der israelischen Militärflotte und Direktor des Shin Bet (1996–2000) war diese Woche auf Einladung der GIL, des Schweizer Jüdischen Forums Gesher und des New Israel Fund in Genf. Seit mehreren Wochen nimmt er an Treffen und Konferenzen teil, um deutliche Appelle zu lancieren.
Der erste richtet sich an die internationale Gemeinschaft. Sie müsse langfristig den Weg unterstützen, den Donald Trumps Friedensplan und die Zwei-Staaten-Lösung vorzeichnen – für Ayalon die einzige Garantie für Stabilität und Sicherheit. «Die Palästinenser wurden nicht in die Ausarbeitung des Plans einbezogen, das ist einer seiner Mängel. Aber er vereint eine beeindruckende und beispiellose Koalition arabischer und westlicher Staaten, die eine gemeinsame Vision für den Frieden im Nahen Osten teilen.» Ayalon fordert deshalb, dass die Schweiz den palästinensischen Staat so schnell wie möglich anerkennt.
Sein zweiter Appell gilt den Juden in der Diaspora. Deren Schicksal und Herz mit Israel verbunden seien, und sie hätten nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, sich zu äussern – und die Augen für eine Regierung zu öffnen, deren Handlungen sie in Gefahr bringen. «Sie wollen nicht sehen, dass ein Teil des Antisemitismus auf das zurückzuführen ist, was mein Land tut. Viele junge Juden sagen mir, dass sie sich heute nicht mehr mit Israel identifizieren können.»
Nach dem Ausbruch des «gerechten» Krieges als Reaktion auf die Gräueltaten der Hamas am 7. Oktober kritisierte Ayalon früh das Fehlen eines Plans für die Zeit danach. «Ein Sieg misst sich nicht an der Zahl der getöteten Terroristen oder zerstörten Häuser, sondern an einer politischen Lösung für die Zeit danach. Bis heute hat die Regierung keinen solchen Plan. Es wird also ein endloser Krieg sein.»
Dennoch bleibt Ami Ayalon optimistisch – und hofft, dass «pragmatische» Politikerinnen und Politiker die Extremisten auf beiden Seiten ablösen werden.
 

Francine Brunschwig