Protest für humanitäre Hilfe in Gaza.
In Washington, D.C. und New York City sind am Dienstag insgesamt 35 Rabbiner bei Protestaktionen für mehr humanitäre Hilfe in Gaza festgenommen worden. In der US-Hauptstadt besetzten 27 Rabbiner das Büro von John Thune, dem republikanischen Mehrheitsführer im Senat. Mit Bannern wie «Rabbis say: Protect Life!» und «Rabbis say: Stop the Blockade» forderten sie ein sofortiges Ende der Blockade Gazas und umfassende Versorgung der Zivilbevölkerung mit Lebensmitteln. Die Aktion erinnerte an frühere jüdische Proteste für einen Waffenstillstand im Israel-Hamas-Krieg und zeugt von einer zunehmenden Sorge innerhalb jüdischer Kreise um das Wohlergehen der Menschen in Gaza.
Während des Protests wurden auch religiöse Texte rezitiert: Zwei Rabbiner lasen aus dem Buch der Klagelieder, andere sangen Psalm 23 – eine Melodie, die traditionell bei jüdischen Trauerfeiern erklingt. Die Polizei führte die Teilnehmer schliesslich aus dem Gebäude ab.
Unter den Festgenommenen in Washington waren zahlreiche bekannte Persönlichkeiten aus progressiven jüdischen Bewegungen, darunter Rabbi Mordechai Liebling, Rabbi Abby Stein und Rabbi Andrue Kahn. In New York waren am Vortag acht weitere Rabbiner bei einer ähnlichen Aktion vor dem israelischen Konsulat in Manhattan verhaftet worden. Die Proteste wurden von Organisationen wie T’ruah und der New York Jewish Agenda mitgetragen.
Hintergrund der Proteste ist eine zunehmende Mobilisierung jüdischer Stimmen für humanitäre Hilfe. Mehr als 1000 Rabbiner unterzeichneten kürzlich einen offenen Brief, in dem sie Israel auffordern, Hunger nicht als Kriegswaffe einzusetzen – ein Vorwurf, den die israelische Regierung zurückweist. Insgesamt haben sich über 23’500 Jüdinnen und Juden sowie über 750 Rabbiner einem Aufruf des Bündnisses Jews for Food Aid for People in Gaza angeschlossen.
Die Protestierenden fordern neben mehr Hilfslieferungen auch die Freilassung aller in Gaza festgehaltenen Geiseln sowie ein rasches Ende des Krieges. Rabbi Alissa Wise, Gründungsdirektorin der Gruppe Rabbis for Ceasefire, betonte: «Unsere dringendste spirituelle Verantwortung als Juden und Rabbiner ist es, Leben zu schützen – jedes Leben.»