Yafo, Februar 2020. Es ist jeweils Zufall, generiert durch die Gett App. Am Steuer sitzt Awraham Hollander. 70 Jahre alt. Sieht irgendwie aus wie Ariel Sharon. Er fährt ruhig, spricht bedacht und ist nicht hektisch. Awraham diente in vier Kriegen als Infanteriesoldat. Wählen wird er am kommenden Montag zum dritten Mal nicht Binyamin Netanyahu. Er lebt in Givat Schmuel. Gelernter Ingenieur. Dann hat er Traktorkräne auf dem Bau gefahren, unter anderem beim Bau der AzrieliTürme mitgearbeitet. Nun fährt er Taxi. Denn Rente in Israel sei langweilig und finanziell uninteressant. Den US-Friedensplan von Trump findet er «weniger als nichts». Und sagt: «Ohne Partner am Tisch kann man keinen Frieden schliessen.» Am Montag wählt er also wieder mal Benny Ganz, von dem er auch nicht viel hält. Ihm geht es um Amir Peretz von der Arbeiterpartei, Amir Peretz stark zu machen. Awrahams Eltern haben die Schoah überlebt. Seine Mutter in Auschwitz, sein Vater in Budapest. Beide sind als Holländer geboren. Sie haben zwei erwachsene Söhne. Ob einer als Anwalt in Ramat Gan arbeite? «Öffne das Telefonbuch. Du findest 30 Seiten mit dem Namen.Hollaender oder Hollander.» Die Hollanders seien über ganz Europa verstreut gewesen. Ursprünglich aus Spanien und dann nach dem Mittelalter über Holland emigriert. Soll Binyamin Netanyahu ins Gefängnis? «Nein. Er soll nur nach Hause gehen», sagt er mit einem hebräischen Bonmot. «Er soll einfach nur nach Hause gehen. Es ist genug.»
Yves Kugelmann ist Chefredaktor der JM Jüdischen Medien AG.
Das Jüdische Logbuch
28. Feb 2020
Taxi Blues im Wahlmodus
Yves Kugelmann