In ihrer Kunst setzt sich die israelische Künstlerin Ronit Mirsky mit den Themen der Erinnerung, der Gesellschaft und des Individuums auseinander. Im Mai eröffnete ihre Ausstellung «Over Excess» in der Vitrina Gallery im Holon Institute of Technology – gewidmet ihrem Sohn Johnny, der mit dem seltenen Mosaik-Down-Syndrom geboren wurde. Es kann vor der Geburt nicht erkannt werden und die Diagnose traf sie und ihren Mann, damals in London lebend, unerwartet. Zurück in Israel fiel ihr auf, wie selten Menschen mit sichtbaren Behinderungen im öffentlichen Raum repräsentiert sind. In ihrer Ausstellung verzichtet sie dennoch bewusst auf direkte Darstellungen von Menschen mit Down-Syndrom. Stattdessen verwendet sie eine grosse Webmaschine, an der ein langes Stück durchlöchertes Papier befestigt ist, das ein grosses Stück Stoff mit einem merkwürdig ungleichmässigen schwarzweissem Muster produziert. Die Webmaschine verarbeitet anhand von Lochkarten die genetischen Daten ihres Sohnes und verwandelt sie in ein Strickwerk, das an QR-Codes erinnert – visuell streng und dennoch emotional aufgeladen. Mirsky verknüpft alte Webtechniken mit digitalem Code. Für sie spiegelt das zusätzliche Chromosom ihres Sohnes eine Art «digitalen Fehler» wider – eine Abweichung vom binären System, das unsere Welt dominiert. Ihre Kunst stellt die Frage: Was passiert, wenn jemand dieses starre System herausfordert?
Ronit Mirsky
20. Jun 2025
Inklusion

Redaktion