Am 22. Oktober 1940 wurden aus Gailingen, Wangen und Randegg 206 Jüdinnen und Juden gewaltsam verschleppt, als Teil der «Aktion gegen Juden», bei der über 6500 Menschen aus Baden, der Pfalz und dem Saarland in das französische Internierungslager Gurs deportiert wurden. Für die meisten bedeutete dies den Beginn des Wegs in den Tod. Ein eindrückliches Zeugnis dieser Ereignisse ist ein Foto der Gailinger Fotolaborantin Charlotte Schlenker. Es zeigt den Abtransport der jüdischen Bevölkerung aus Gailingen: Menschen steigen in einen Mannschaftswagen, Polizisten wachen über die Szene, Nachbarn sehen zu. Für Berty Friesländer-Bloch, eine der Deportierten, war Schlenker die «Hoffotografin» des NSDAP-Bürgermeisters, vermutlich im Auftrag Bechers entstand das Bild. Zum 85. Jahrestag erinnern die Gemeinde Gailingen, das Jüdische Museum und die Jacob-Picard-Gedenkstätte an die Opfer. Reden von Bürgermeister Thomas Auer, Ina Appel und Anne Overlack stehen ebenso auf dem Programm wie eine künstlerische Installation von Andrea Dietz und Kerstin Weiland. Die Gedenkfeier wird musikalisch von Andreas Kaefer (Violine) und Ulrike Brachat (Klavier) begleitet. Das Erinnern, so die Veranstaltenden, sei keine Pflichtübung, sondern eine Haltung, gerade in Zeiten, in denen Antisemitismus und Rechtsextremismus wieder an Boden gewinnen.
Mittwoch, 22. Oktober, 19 Uhr, Synagogenplatz, Gailingen.
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