Zehn Monate nach seiner Freilassung ist der ehemalige Geisel-Gefangene Gadi Mozes an seinen Heimatort Nir Oz zurückgekehrt. Der 81-Jährige, die älteste überlebende Geisel vom 7. Oktober, steht wieder auf den Feldern, die er über Jahrzehnte bewirtschaftet hat, nun neu bepflanzt mit Rosmarin, dicht an der Grenze zum Gazastreifen. Die jungen Freiwilligen, die den schwer verwüsteten Kibbuz mit aufbauen, geben ihm Hoffnung. «Ein Zeichen, dass wir auf dem richtigen Weg sind», sagt er im Interview mit Channel 12. Eine Woche nach seiner Rückkehr habe er wieder auf den Feldern gestanden. «Nach 480 Tagen unter diesen Schurken und nun hier etwas Neues zu pflanzen – das ist ein Sieg des Geistes.» Doch die Zuversicht mischt sich mit tiefer Enttäuschung. Nicht ein einziger Regierungsminister habe ihn seit seiner Rückkehr angerufen. «Bin ich kein Bürger? Was bin ich, zweite Klasse?», fragt Mozes. Präsident Isaac Herzog und der deutsche Botschafter Steffen Seibert hätten ihn dagegen persönlich kontaktiert, ebenso Ex-IDF-Chef Herzi Halevi, der sich dreimal entschuldigt habe. «Aber sein Oberbefehlshaber ist nirgends zu sehen.» Mozes fordert eine staatliche Untersuchungskommission zur Aufarbeitung des 7. Oktober – eine Forderung, die die Regierung weiterhin blockiere. «Mit Macht kommt Verantwortung. Man kann sich nicht hinter Ausreden verstecken.» Rund ein Viertel der Bewohner von Nir Oz wurde am 7. Oktober ermordet oder entführt. Mozes’ Partnerin Efrat Katz wurde bei einem israelischen Luftangriff getötet, als Soldaten versuchten die Terroristen zu stoppen. Mozes besucht ihr Grab dreimal pro Woche. «Man soll nicht in einem Friedhof leben», sagt er. «Man muss etwas Neues bauen.»
Gadi Mozes
05. Dez 2025
Neuanfang
Emily Langloh