Symbolisch

Bei der Abschlusszeremonie der Filmfestspiele in Cannes wollte Mia Schem ein Zeichen setzen. In ihrer Tasche befand sich ein Stoffband mit der Aufschrift «Bring Them Home», ein Appell zur Freilassung der noch immer in Gaza festgehaltenen Geiseln. Doch das Band wurde von Sicherheitskräften entdeckt und einbehalten. Die Beamten erklärten, sie dürfe den Roten Teppich mit dem Band nicht betreten. Mia Schem, 23 Jahre alt, wurde am 7. Oktober 2023 beim Angriff der Hamas auf das Nova-Musikfestival entführt und schwer verletzt nach Gaza verschleppt. Die französisch-israelische Staatsbürgerin wurde 55 Tage lang gefangen gehalten. In einem Propagandavideo der Hamas, das sie mit bandagiertem Arm zeigte, musste sie sich vor der Kamera äussern. Die Bilder lösten weltweit Betroffenheit aus. Ende November wurde sie im Rahmen eines Geiselabkommens freigelassen. Seit ihrer Freilassung setzt sich Schem öffentlich für die noch in Gaza verbliebenen Geiseln ein. Obwohl ihr das Band in Cannes abgenommen wurde, erschien sie mit einer kleinen Anstecknadel auf dem Roten Teppich – die gelbe Schleife, das Symbol der Geiseln. Sie wurde von ihr selbstbewusst getragen, um ein sichtbares Zeichen zu setzen, dezent, aber bestimmt. Die Festivalleitung äusserte sich zunächst nicht zu dem Vorfall. Für Schem war die Teilnahme an der Abschlussgala eine Gelegenheit, die Erinnerung an die verschleppten Menschen wachzuhalten.