Frankreich 30. Mai 2025

Partnerschaft aufgehoben

Die grüne Bürgermeisterin von Strassburg, Jeanne Barseghian, hat am Donnerstag letzter Woche, das «Einfrieren» der Städtepartnerschaft ihrer Stadt Strassburg mit Ramat Gan (170 000 Einwohner, Vorort von Tel Aviv) angekündigt. Für die Bürgermeisterin der Hauptstadt Europas, die betont, dass es sich nicht um eine endgültige Aufhebung der vor drei Jahrzehnten ins Leben gerufenen Partnerschaft handle, «sind die Voraussetzungen nicht gegeben, damit wir sie optimal gestalten können». Am selben Tag kündigte Frau Barseghian «zur Unterstützung des palästinensischen Volkes» ihren Wunsch nach einer Städtepartnerschaft mit dem «Flüchtlingslager» Aida im Westjordanland an. Vier Vertreter dieser zwei Kilometer von Bethlehem entfernten Ortschaft verbrachten vom 24. bis 27. Mai einige Tage in Strassburg, um diese Städtepartnerschaft vorzubereiten. «Strassburg ist der Beweis, dass man die Hoffnung auf Frieden niemals aufgeben darf: Aus einem Schlachtfeld sind wir zur Stadt der Versöhnung geworden. Unsere Geschichte verpflichtet uns, unser Status als europäische Hauptstadt gibt uns eine besondere Verantwortung», schrieb die Bürgermeisterin nach dem Empfang der palästinensischen Delegation im Rathaus. Während des Empfangs trug die Bürgermeisterin die symbolträchtige palästinensische Keffiak und erhielt ein Geschenk, das bei vielen Menschen Empörung auslöste: eine Karte von Palästina mit der Aufschrift «From the River to the Sea». Barseghian begründete dies wie folgt: «Das protokollarische Geschenk der Delegation aus dem Lager Aida entspricht dem üblichen diplomatischen Brauch. Es ist Tradition, solche Geschenke anzunehmen, ohne über ihre zukünftige Verwendung oder eine Zustimmung zu ihrem Inhalt zu urteilen.» Die Verantwortlichen der drei Oppositionsfraktionen im Stadtrat werfen der Bürgermeisterin vor, «aus wahltaktischen Gründen, die niemanden täuschen, dazu beizutragen, diesen Konflikt in unsere Stadt zu tragen». Für die sozialistische Oppositionspolitikerin Pernelle Richardot sind die getroffenen Entscheidungen mehr als «eine einfache diplomatische Geste. Sie berühren das Herz von Strassburg und scheinen mir das zu verletzen, was unsere Stadt seit Jahrhunderten verkörpert: einen anspruchsvollen Humanismus, ein rheinisches Erbe des Friedens, der Erinnerung und eine absolute Verpflichtung zur Wahrheit.»

Nathan Kretz