slowenien 17. Okt 2025

Kampagne der Feindseligkeit

Der Eingang zum jüdischen Gemeindezentrum in der Krizevniska-Strasse in Ljubljana.

Seit Slowenien eine harte Linie gegenüber Israel verfolgt, fühlt sich die kleine jüdische Gemeinde zunehmend isoliert.

Im Juni 2024 stimmte das slowenische Parlament für die Anerkennung eines palästinensischen Staates, nur eine Woche nachdem Spanien, Irland und Norwegen diesen dramatischen Schritt unternommen hatten.

Ein halbes Jahr später forderte der slowenische öffentlich-rechtliche Sender Radiotelevizija Solvenija (RTV) – unter Verweis auf den anhaltenden Krieg im Gazastreifen – als erster in Europa den Ausschluss Israels vom Eurovision Song Contest 2025. Im Mai dieses Jahres warnte RTV, dass es künftige Ausgaben des Eurovision Song Contests boykottieren könnte, wenn Israel nicht ausgeschlossen wird. Im Sommer verbot Slowenien Importe aus jüdischen Siedlungen im Westjordanland, nur eine Woche nachdem es den gesamten Waffenhandel mit Israel verboten hatte – als erstes EU-Mitglied überhaupt. Dies folgte auf die vorangegangene Entscheidung, zwei rechte israelische Politiker zu «Non grata»-Personen zu erklären. Letzte Woche verhängte Slowenien als erstes EU-Land ein Reiseverbot gegen den israelischen Ministerpräsidenten Binyamin Netanyahu. «In Gaza sterben Menschen, weil ihnen systematisch humanitäre Hilfe verweigert wird», erklärte die Regierung bei der Bekanntgabe des Waffenembargos. «Unter solchen Umständen ist es die Pflicht jedes verantwortungsbewussten Landes, zu handeln, auch wenn das bedeutet, einen Schritt zu machen, bevor andere ihn wagen.»

Über die Launen der Politik hinaus
Einige Analysten sehen in der aggressiven Anti-Israel-Haltung einen strategischen Schachzug im Vorfeld der bevorstehenden Wahlen, bei denen die proisraelische Rechte des Landes versuchen wird, nach dem Machtverlust im Jahr 2022 wieder die Kontrolle zu übernehmen.

Für die rund 100 Juden in Slowenien ist die Kampagne gegen Israel jedoch Teil einer Feindseligkeit, die über die Launen der Politik hinausgeht. Vor knapp fünf Jahren hob, unter einer rechtsgerichteten Regierung, ein slowenisches Gericht die Verurteilung des hingerichteten Nazi-Kollaborateurs Leon Rupnik auf. Dieser wurde 1946 wegen Hochverrats angeklagt, da er die jüdische Bevölkerung des Landes fast vollständig ausgelöscht hatte.

«Die Slowenen wollen immer auf der Seite der Unterlegenen stehen, und die Medienberichterstattung der letzten 40 Jahre vermittelt das Bild von armen Palästinensern und dem grossen, imperialistischen Israel, das ihnen ihr Land weggenommen hat», sagte Robert Waltl, Präsident der liberalen jüdischen Gemeinde Sloweniens. «Aber jetzt, wegen des Krieges, ist es hier schlimmer als in jeder anderen ehemaligen jugoslawischen Republik.»

Waltl sprach mit der «Jewish Telegraphic Agency» (JTA) aus seinem Büro im Mini-Theater, in dem seit 2013 auch das jüdische Kulturzentrum und die einzige aktive Synagoge Sloweniens untergebracht sind. Das 500 Jahre alte Gebäude, das Waltl mit ca. 1,3 Millionen Schweizer Franken an Spenden renoviert hat, liegt an der Krizevniska-Strasse in der Altstadt von Ljubljana. Mit einer Fläche von 600 Quadratmetern, vollgestopft mit Gebetsbüchern, Menorot, historischen Fotografien und einer ganzen Ausstellung zum Holocaust, ist es zum Mittelpunkt der jüdischen Kultur in Slowenien geworden. Mit 2,1 Millionen Einwohnern ist es die kleinste und wohlhabendste der sechs Republiken, aus denen Jugoslawien einst bestand. Im Gegensatz zum benachbarten Kroatien, dessen Mitte-Rechts-Regierung trotz einer aufstrebenden faschistischen Bewegung eine konsequent proisraelische Politik verfolgt, ist Slowenien in den letzten Jahren scharf nach links gerückt.

Historisch verankerter Antisemitismus
«Vor dem Zweiten Weltkrieg war der christliche Antisemitismus hier sehr ausgeprägt», erklärte der 60-jährige Waltl. «Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es hier keine Universität, daher studierten die Menschen in Wien – und der Bürgermeister von Wien war sehr antisemitisch. Die Studenten lernten dies dort und brachten es mit nach Hause.» Die Anwesenheit von Juden in Slowenien reicht bis in die Römerzeit zurück. Die erste Synagoge in Ljubljana wurde um 1213 erbaut. Im Mittelalter befand sich die wichtigste Gemeinde in Maribor, doch 1496 wurden die Juden aus dieser Stadt vertrieben und 1515 dann auch aus Ljubljana.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten zwei Drittel der 1400 Juden Sloweniens in der Region Prekmurje, hauptsächlich in den Städten Murska Sobota und Lendava. Dennoch war Antisemitismus weitverbreitet. Während der Wirtschaftskrise von 1929 kam es zu einem Ausbruch von Judenhass, nachdem jüdische Geldverleiher beschuldigt worden waren, von exorbitanten Zinssätzen zu profitieren. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs hatten die Nazis und ihre Kollaborateure bis auf wenige Ausnahmen alle jüdischen Einwohner des Landes ermordet. Während des israelischen Unabhängigkeitskrieges 1948 half Jugoslawien unter Tito dem jungen jüdischen Staat, doch später, als Vorsitzender der Bewegung der Blockfreien Staaten, freundete sich Tito mit Yasser Arafat an und wechselte die Seiten. Nach dem Zerfall Jugoslawiens Anfang der 1990er Jahre versank die Region in jahrelangen ethnischen Konflikten, die schätzungsweise 130 000 Todesopfer forderten und Millionen Menschen heimatlos liessen. Nur Slowenien blieb von schwerem Blutvergiessen verschont, mit nur 62 Todesfällen während seines zehntägigen Unabhängigkeitskrieges gegen die dominierende Republik Serbien. Dennoch wurde die Alpenrepublik – dieselbe, die gerade ein Waffenembargo gegen Israel verhängt hat – in einen massiven Skandal verwickelt, der den Verkauf von Waffen an Kroatien und Bosnien und Herzegowina betraf, die beide trotz eines Waffenembargos der Vereinten Nationen von 1991 gegen Serbien kämpften.

Einseitige Haltung
Waltl sagte, die Politik seines Landes gegenüber Israel sowie die heimischen Medien seien voller Heuchelei und Fehlinformationen. «In Kroatien hat die Regierung das Vorgehen der Hamas am 7. Oktober 2023 scharf kritisiert und steht hinter Israel. In Slowenien war es in den ersten Tagen genauso, aber dann verlagerte sich die gesamte Aufmerksamkeit auf die Notlage der Palästinenser», sagte er. «Heute sind 99 Prozent der Medien in Slowenien nicht nur propalästinensisch, sondern antiisraelisch. Man hört nie, dass Israel von der Hamas oder der Hizbollah angegriffen wurde, sondern nur, dass Israelis Frauen und Kinder töten.»

Er fügte hinzu: «Es ist jedoch auch wahr, dass die rechtsgerichtete Regierung in Israel alle akzeptablen Grenzen und Grenzen der Menschlichkeit überschritten hat und damit eine Welle des Hasses gegen Juden weltweit ausgelöst hat.» Ebenfalls sei es nicht hilfreich, dass Israel nie eine Botschaft in Ljubljana eingerichtet hat – obwohl Slowenien seit 30 Jahren eine Botschaft in Tel Aviv unterhält.

Polona Vetrih, eine bekannte Theaterdarstellerin, deren Vater als Partisan den Zweiten Weltkrieg überlebte, sagte, sie habe mehrere unangenehme Begegnungen mit lokalen Antisemiten gehabt. Kürzlich sang sie bei einem Friedenskonzert, wo sie das ladinische Lied «Adios Querida» aufführte. «Ein Mädchen aus Palästina war sehr laut. Sie schrie und sie bedrohten mich. Ich hatte Todesangst», sagte sie. «Danach ging ich zur Polizei.» Häufig hört sie Slowenen sich darüber beschweren, dass Juden gemein seien und nur an sich selbst dächten. «Sie haben keine Ahnung. Selbst im Mittelalter gaben sie den Juden die Schuld für die Pest», sagte sie. «Ich denke, es liegt an uns, ihnen zu zeigen, dass das nicht stimmt.» Während des Kommunismus gab es in Slowenien praktisch kein organisiertes jüdisches Leben. 1991 wurde die liberale jüdische Gemeinde gegründet, und 2002 beauftragten die örtlichen Juden einen Chabad-Rabbiner aus Triest, Italien, mit der Durchführung von Gottesdiensten an hohen Feiertagen. Im folgenden Jahr, so Waltl, erhielt die Gemeinde von einem britischen Spender eine Thora-Rolle und baute mithilfe des American Joint Jewish Distribution Committee eine nahe gelegene Zigarettenfabrik zu einer kleinen Synagoge um.

Vor zehn Jahren richtete das Museum mithilfe von Branko Lustig – Produzent des Films «Schindlers Liste» – ein Festival der Toleranz ein. Im vergangenen Jahr kamen etwa 6000 Grundschüler, um sich Aufführungen von «Das Tagebuch der Anne Frank» anzusehen. Derzeit besuchen die liberalen Rabbiner Alexander Grodensky aus Luxemburg und Tobias Moss aus Wien Slowenien zu besonderen Anlässen.

Im April 2024 reiste eine zehnköpfige Delegation des Jüdischen Weltkongresses (WJC) nach Slowenien, um sich mit Regierungsvertretern zu treffen. Jedoch wurden sie laut Waltl ignoriert. Als eines Nachts Hakenkreuze an den Wänden des jüdischen Kulturzentrums entdeckt wurden, sagte er: «Niemand von der Regierung kam, und niemand rief mich an – nicht einmal der Bürgermeister der Stadt.»

Maya Samakovlija, die Geschäftsführerin der Organisation für Community Relations, ging sogar noch weiter. «Wir wurden nicht nur ignoriert. Was uns widerfahren ist, hat in der langen Geschichte des Jüdischen Weltkongresses noch keine andere Regierung auf der Welt getan», sagte Samakovlija, die in Zagreb, Kroatien, ansässig ist. «Weder der Premierminister noch der Präsident noch der Parlamentspräsident noch der Aussenminister haben sich bemüht, sich mit uns zu treffen. Stattdessen schickten sie nur Stellvertreter und niederrangige Beamte.» Bei diesem Treffen fragte Blanka Jamnišek, stellvertretende Leiterin der slowenischen Delegation bei der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA), die Besucher, was sie unternähmen, «um einen Waffenstillstand zu erreichen und das Töten von Kindern sowie die Hungersnot in Gaza zu beenden», so Samakovlija. Die IHRA-Definition von Antisemitismus nennt die kollektive Verantwortlichkeit von Juden für die Handlungen Israels als Beispiel für Antisemitismus.

«Ihre Kollegen waren sichtlich schockiert», sagte der WJC-Vertreter. «Als sie fertig war, traf ich die Entscheidung, dass wir als Delegation gehen würden. Wir standen auf, beendeten das Treffen und gingen hinaus.» Ernest Herzog, der operative Geschäftsführer des WJC, war ebenfalls Teil dieser Delegation. Er sagte, die Juden Sloweniens seien «mit einem alarmierenden Anstieg des Antisemitismus konfrontiert, der sich in Vandalismus, Drohungen und feindseliger Rhetorik äussert». «Es ist zutiefst beunruhigend, dass bestimmte Politiker versuchen, dieses Klima der Intoleranz durch eine verzerrte Interpretation des Nahostkonflikts zu rechtfertigen – eine Ausrede, die völlig inakzeptabel ist», fügte er hinzu. Politiker der Rechten unterstützen Israel häufiger. Im vergangenen April wurde der slowenisch-israelische Bündnisausschuss vom Abgeordneten Žan Mahnič von der slowenischen Demokratischen Partei gegründet. Der ehemalige slowenische Premierminister Janez Janša, der den Bündnisausschuss unterstützt, hat erklärt, dass er im Falle seiner Rückkehr an die Macht die Botschaft seines Landes von Tel Aviv nach Jerusalem verlegen und die Anerkennung Palästinas durch Ljubljana widerrufen werde. Steve Oberman, Anwalt in Knoxville, Tennessee, und ehemaliger Präsident des jüdischen Gemeindezentrums Arnstein in der Stadt, besuchte Slowenien im Jahr 2024, um an der Universität Ljubljana eine Vorlesung in den Rechtswissenschaften zu halten. Seitdem ist er ein leidenschaftlicher Verfechter von Waltls Bemühungen.

«Ich bin enttäuscht, dass die slowenische Regierung die jüdische Gemeinde Sloweniens angesichts der Geschichte des Landes nicht besser unterstützt», sagte Oberman in einem Telefoninterview mit JTA. «Der arme Robert hat diese Aufgabe fast im Alleingang übernommen, um das jüdische Leben dort wiederzubeleben und eine Synagoge zu errichten. Ich versuche, über unsere lokale jüdische Gemeinde hier in Knoxville das Bewusstsein dafür zu schärfen und hoffentlich auch etwas Geld zu sammeln.»

Tägliche Konfrontation
Unterdessen wird die Situation für die wenigen in Slowenien verbliebenen Juden nicht einfacher. Sophia Huzbasic, die aus Kirgisistan stammt und eine Zeit lang in Israel lebte, sich aber vor neun Jahren in Slowenien niedergelassen hat, sagte, sie sei mit sowjetischer Staatsbürgerschaft geboren, habe sich aber dafür entschieden, ihren israelischen Pass zu behalten. Die Grafikdesignerin lebt mit ihrem Ehemann Igor, der aus Sarajevo in Bosnien stammt, in Ljubljana. «Für die Juden, die hier wohnen, ist der Antisemitismus wirklich schrecklich», sagte sie. «Ich bin in den 1990er Jahren in Moskau aufgewachsen, daher ist das für mich nichts Besonderes. Ich habe keine Angst, aber ich bin wütend.» Die 43-Jährige sagte, ihre Bank habe sich geweigert, ihr einen Autoleasingvertrag auszustellen, als die Mitarbeiter erfuhren, dass sie israelische Staatsbürgerin ist – nur ein Beispiel, so sagte sie, für den täglichen Antisemitismus, der offenbar weitverbreitet ist.

«Wir sind sehr wütend über die offizielle Haltung der slowenischen Regierung. Was sie tun, ist Propaganda aus einer sehr schlecht informierten Perspektive, und sie wollen ihr Wissen über den Konflikt nicht erweitern», sagte Huzbasic. «Ich bin mit der politischen Situation in Israel überhaupt nicht einverstanden, aber ich habe mich entschieden, meine israelische Staatsbürgerschaft zu behalten und hier zu leben. Jetzt bin ich jedoch kurz davor, meine Meinung zu ändern. Ich kann nicht aufhören, Jüdin zu sein.»

Larry Luxner