Die Historikerin Anne Applebaum sieht den Westen zunehmend durch einen «Krieg der Ideen» autokratischer Staaten wie Russland, China und Iran bedroht. In einem Interview mit der «Welt» beschreibt sie, wie diese Regime wirtschaftlich, militärisch und propagandistisch zusammenarbeiten, um Demokratien als schwach und instabil darzustellen. Diese Narrative verfingen besonders in Deutschland, wo laut Applebaum prorussische Positionen auf fruchtbaren Boden stossen – auch durch historisch gewachsene Skepsis gegenüber Liberalismus und der Allianz mit den USA. Applebaum warnt vor den Folgen einer Niederlage der Ukraine. Sie betont, dass Russland durch einen militärischen Sieg nicht eingedämmt, sondern ermutigt würde, seine Ambitionen weiter nach Westen auszudehnen. Um dies zu verhindern, sei eine klare Strategie und stärkere Unterstützung für die Ukraine nötig. Gleichzeitig kritisiert sie «magisches Denken» im Westen, wie etwa das von Olaf Scholz vertretene Konzept, Konflikte allein durch Dialog lösen zu können. Die Pulitzer-und Friedenspreis-Preisträgerin plädiert für eine entschiedene Haltung des Westens gegen autokratische Staaten, die zwar opportunistisch agierten, aber langfristig die internationale Ordnung zu ihren Gunsten verändern wollten. «Unsere Entscheidungen wirken auf beide Welten», so Applebaum. Europa müsse sich auf eine langanhaltende Konfrontation einstellen, solange Putin an der Macht sei.
Anne Applebaum
10. Jan 2025
Ideenkrieg
Redaktion