rita Zohar 03. Okt 2025

Eigene Geschichte

Wenn Rita Zohar in Scarlett Johanssons Regiedebüt «Eleanor the Great» die Holocaust-Überlebende Bessie Stern spielt, ist es mehr als eine Rolle. Die 81-Jährige, selbst im Konzentrationslager geboren, verbindet ihre persönliche Erfahrung mit der Figur. «Diese Rolle hat mir eine Stimme gegeben», sagte sie. «Auch wenn es nicht meine eigene Geschichte ist, habe ich mich mit Bessie verbunden.» Der Film erzählt von Eleanor Morgenstein (June Squibb), die nach dem Tod ihrer besten Freundin Bessie eine Selbsthilfegruppe für Überlebende aufsucht. Als sie dort gebeten wird, ihre Geschichte zu erzählen, spricht Zohar im Film selbst die Worte, ein bewusstes Stilmittel, wie Drehbuchautorin Tory Kamen betont: «Die Geschichte sollte nur von Bessie selbst erzählt werden.» Johansson, deren Familie im Warschauer Ghetto ermordet wurde, arbeitete mit der Shoah Foundation und einer New Yorker Gemeinde zusammen, um authentische Stimmen einzubeziehen. So kam Zohar in die Besetzung, die als Baby in einem Lager in der Ukraine versteckt und von sowjetischen Truppen befreit wurde. Nach dem Krieg emigrierte sie nach Israel, tourte mit dem Jiddischen Theater und spielte in Filmen wie «Amadeus» und «Laura Adlers letzte Liebe». Heute sieht sie ihre Aufgabe darin, das Erzählen der Schoah-Geschichten fortzuführen: «Es wird eine Zeit kommen, in der keine Überlebenden mehr da sind. Wer wird dann unsere Geschichte erzählen?»

Emily Langloh