Frankfurt 12. Sep 2025

Symbol des Neuanfangs

Am Vorabend von Rosch Haschana jährte sich in Frankfurt ein besonderes Ereignis: Vor 75 Jahren, am 6. September 1950, wurde die Westend-Synagoge feierlich wieder eingeweiht. Sie ist die einzige der einst vier grossen Synagogen der Stadt, die die Novemberpogrome 1938 und die Bombardierungen des Zweiten Weltkriegs überstand. Ursprünglich war das Haus 1910 eröffnet worden. Die Feier 1950 markierte einen Neubeginn des jüdischen Lebens in Frankfurt – symbolträchtig am jüdischen Neujahrsfest. In seiner Ansprache erinnerte Max Meyer vom Gemeindevorstand an die Opfer der Schoah: «Tiefste Wehmut ergreift uns, wenn wir an all die frommen Beter denken, die den heutigen Tag nicht mehr erleben und die als Märtyrer ihres Glaubens hingemordet wurden.» Die Wiedereinweihung erfolgte noch unter liberaler Rabbinatsführung. Rabbiner Georg Salzberger, der aus dem Exil nach London zurückgekehrt war, sowie Rabbiner Wilhelm Weinberg hielten die Festansprachen. Neu gestaltet wurden die Kuppel, die Glasfenster des Künstlers Hans Leistikow und ein prächtiger Kristallleuchter, den ein Gemeindemitglied gestiftet hatte. Bis heute ist die Westend-Synagoge ein Zentrum jüdischen Lebens in Frankfurt und ihr Wiederaufbau vor 75 Jahren bleibt untrennbar mit dem Beginn eines neuen Jahres verbunden.

Emily Langloh