Fakultätstagung 2025 05. Sep 2025

Drei Tage «Dummheit»

Historische Hintergründe von Catrina Langenegger.

Ein facettenreicher Rückblick auf die Fakultätstagung 2025.

Vom 2. bis 4. April 2025 versammelte sich die Theologische Fakultät der Universität Basel zu ihrer jährlichen Fakultätstagung auf dem Bienenberg. Der Fachbereich der Jüdischen Studien war für die Vorbereitung verantwortlich – diesmal unter dem ebenso provokativen wie nachdenklich stimmenden Titel «Dummheit».

In einer Zeit, die von komplexen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen geprägt ist, stellte die Tagung die scheinbar einfache Frage: «Wie blöd kann man sein?» Doch rasch wurde deutlich: Dummheit ist kein banaler Begriff, sondern ein hochkomplexes Konzept mit epistemologischen, ethischen, kulturellen und sogar spirituellen Dimensionen.

Nach einer einführenden Begrüssung im Format eines World Café eröffnete die renommierte Gerichtspsychiaterin Heidi Kastner mit einer grundlegenden Annäherung an den Begriff. Im Verlauf der Tagung wurde Dummheit aus unterschiedlichsten Perspektiven beleuchtet: als politisches Risiko (Andrea Gabriele Hofmann zu Bonhoeffer), als Herausforderung für Recht und Gerechtigkeit (Christa Tobler) oder in der Frage, ob Religion vor ihr schützt (Valentin Abgottspon und Andrea Bieler).

Praktische Beispiele
Impulse aus der Literaturwissenschaft (Andrew Shields über Taylor Swift), der Judaistik (Hajo Hahn), der Informatik (Lukas Rosenthaler zu Artificial Stupidity) und der Antike (Moises Mayordomo und Marco Vitale) erweiterten die Sicht auf ein Thema, das weit mehr als nur eine intellektuelle Provokation war. Workshops luden ein, ganz praktisch zu erproben, wie man sich vor der eigenen Dummheit schützt, mit ihr schreibt oder sie improvisiert.

Ein besonderes Highlight war der lebendige Festabend, bei dem Begegnung und Austausch im Vordergrund standen – ein wohltuender Kontrast zur Intensität mancher Themen und Debatten. Der freiwillige Abschlussgottesdienst mit Michael Bangert und ein historischer Beitrag von Catrina Langenegger über das Flüchtlingsheim Bienenberg in der Zeit des Zweiten Weltkriegs rundeten die Tagung würdig ab.

Neue Perspektiven
Die Fakultätstagung hat auf eindrucksvolle Weise gezeigt, dass Dummheit kein Randthema, sondern eine theologische, gesellschaftliche und persönliche Herausforderung ist. Mit Tiefgang, Humor und kritischem Geist gelang es den Teilnehmenden, neue Einsichten zu gewinnen und, nicht zuletzt, die eigene Denkweise zu hinterfragen.

(Die Antwort auf die Frage, ob es dumm ist, drei Tage über Dummheit zu sprechen, wird an dieser Stelle jedem Leser und jeder Leserin selbst überlassen. Denn wie wir gelernt haben, braucht, wer dumm sein will, keine Fakten – nur ein stabiles Selbstbewusstsein.)

Anna Schneider ist Studentin und Hilfsassistentin am ZJS.

Anna Schneider