Am Sonntag eröffnet der Eurovision Song Contest in Basel – doch statt Musik steht Politik und die Angst vor antisemitischen Protesten im Vordergrund.
Der Eurovision Song Contest ist politisch aufgeladen, bevor es überhaupt losgeht mit dem musikalischen Grossanlass, zu dem Tausende Gäste aus aller Welt in Basel erwartet werden. Am Sonntag um 14 Uhr findet die Eröffnungszeremonie statt – und parallel dazu hat die Gruppierung «ESCalate for Palestine» auf Social Media zu einer Protestkundgebung aufgerufen. Es wird nicht die einzige bleiben, denn die Rede ist von einer «Aktionswoche gegen den ESC». Der Grund: die Teilnahme Israels. Während sich die ohnehin prekäre humanitäre Lage im Gazastreifen weiter verschärft und Israel davon spricht, Gaza dauerhaft besetzen zu wollen, werden in der Schweiz kritische Stimmen laut.
Petitionen und Proteste
Am Dienstag hat das Aussendepartement EDA auf Social Media gepostet, die Schweiz sei «alarmiert über die jüngsten Entwicklungen in Bezug auf Gaza». Die Eidgenossenschaft fordert die «uneingeschränkte Achtung des Völkerrechts, die sofortige Rückkehr der Waffenruhe und die Freilassung aller Geiseln. Es formiert sich aber auch Protest: Unter anderem haben 90 Schweizer Kulturschaffende eine Petition der Bewegung Boycott, Divestment und Sanctions (BDS) unterschrieben, die einen Ausschluss des «kriegführenden Lands» Israel vom ESC von der European Broadcasting Union fordert. Eine weitere Petition der BDS sollen 72 ehemalige ESC-Teilnehmerinnen aus dem In- und Ausland unterschrieben haben. Die «Neue Zürcher Zeitung» schreibt, die geopolitische Lage rücke den ESC «in den Blickpunkt von Extremisten» und Jüdinnen und Juden seien in Sorge.
Kein Platz für Antisemitismus
Der Basler Regierungsrat ist sich der Herausforderungen bewusst. Regierungspräsident Conradin Cramer sagt zu tachles, der Kanton wolle, dass sich am ESC «alle in Basel wohl und sicher fühlen». Feindlichkeiten und Gewalt generell, Rassismus und insbesondere Antisemitismus hätten in Basel keinen Platz. Er sagt: «Mir persönlich ist das in Basel mit seiner historischen Bedeutung für Jüdinnen und Juden und für Israel besonders wichtig. Wir haben ein umfassendes Schutz- und Massnahmenkonzept entwickelt.» Das Konzept sieht neben den Sicherheitsmassnahmen durch die Polizei unter anderem eine 24-Stunden-Hotline, Safer Spaces und mobile Awareness-Teams vor, die Betroffene direkt unterstützen. Dieses niederschwellige Angebot ist schweizweit bisher einzigartig und es soll Pioniercharakter haben. Es ist eine Ergänzung zu den Polizistinnen und Polizisten, Security-Mitarbeitenden und den regulären Volunteers, die am ESC für Ordnung sorgen. Rund um die Uhr kann jede Person, die belästigt wird oder sich unsicher fühlt, professionelle Unterstützung erhalten, telefonisch oder auch an den sogenannten Safer Spaces (siehe Kasten). Dort werden Mitarbeitende der Opferhilfe beider Basel ihre Hilfe anbieten – auch im Fall von Bedrohung durch Antisemitismus.
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