Eine aktuelle Studie enthüllt, dass die Naturkosmetikfirma Weleda während der NS-Zeit eng mit der SS im Konzentrationslager Dachau kooperierte. Das Unternehmen bezog Heilkräuter aus einer von KZ-Häftlingen betriebenen SS-Plantage und lieferte zudem eine Creme, die mutmasslich für Menschenversuche eingesetzt wurde.
Das Unternehmen Weleda steht wegen seiner NS-Vergangenheit und mutmasslicher Verstrickungen mit der SS im Konzentrationslager Dachau massiv in der Kritik. Eine neue Studie der Historikerin Anne Sudrow im Auftrag der Gedenkstätte Dachau zeigt erstmals das volle Ausmass der Beziehungen zwischen dem Naturkosmetikhersteller und der SS während des Nationalsozialismus auf.
Laut der von mehreren Medien zitierten Untersuchung bezog Weleda Heilkräuter aus einer landwirtschaftlichen Anlage, die von der SS im KZ Dachau nach biologisch-dynamischen Methoden – mit Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen – betrieben wurde. Darüber hinaus lieferte das Unternehmen eine Frostschutzcreme, die der berüchtigte SS-Arzt Sigmund Rascher mutmasslich für grausame Menschenversuche im Lager verwendete. Dabei starben zahlreiche Häftlinge an den Folgen experimenteller Kälte- und Unterkühlungsversuche.
Die Studie belegt ausserdem personelle Überschneidungen. So wechselte etwa der frühere Weleda-Gärtner Franz Lippert 1941 zur SS nach Dachau, wo er Zwangsarbeiter einsetzte – der Kontakt zu Weleda bestand demnach weiter. Weleda hatte bisher eingeräumt, Kräuter bestellt zu haben und die Creme geliefert zu haben, aber stets betont, dass keine Belege für den Einsatz der Creme bei Menschenversuchen vorlägen.
Weleda betont, die Gräueltaten der Nazis aufs Schärfste zu verurteilen und setzt auf eine transparente Aufarbeitung der Firmengeschichte. Das Unternehmen hat bereits eine wissenschaftliche Studie zur eigenen Vergangenheit in Auftrag gegeben und angekündigt, nach Veröffentlichung weiterer Forschungsergebnisse weitere Schritte zu prüfen.
Die Enthüllungen werfen ein neues Licht auf die Rolle von Weleda im Nationalsozialismus und stossen eine breite gesellschaftliche Debatte über die Verantwortung von Unternehmen in der NS-Zeit an.