Arolsen 22. Dez 2025

Wechsel beim weltweiten grössten Opfer-Archiv

Wechsel an der Spitze der Arolsen Archives.

Die Menschenrechtsexpertin Floriane Azoulay hört als Direktorin der Arolsen Archive auf.  

Die französische Menschenrechtsexpertin Floriane Azoulay beendet zum Jahresende ihre Tätigkeit als Direktorin der Arolsen Archives. Nach zehn Jahren an der Spitze des weltweit grössten Archivs zu Opfern und Überlebenden der nationalsozialistischen Verfolgung hinterlässt sie eine Institution, die sich grundlegend gewandelt hat.
Unter Azoulays Leitung entwickelten sich die Arolsen Archives von einem klassischen Suchdienst zu einer international vernetzten, digitalen Erinnerungs- und Bildungsplattform. Heute sind rund 40 Millionen Dokumente online zugänglich; jährlich nutzen etwa 800’000 Menschen weltweit das Archiv, das zum UNESCO-Weltdokumentenerbe gehört. Ziel ihrer Arbeit sei es gewesen, «die Dokumente zum Sprechen zu bringen – als Stimmen der Opfer, als historische Beweise und als Orientierung in einer Zeit von Desinformation und Geschichtsverzerrung», erklärte Azoulay.
Besondere Aufmerksamkeit erhielten partizipative Projekte wie #everynamecounts, bei dem Hunderttausende Freiwillige an der Erschliessung von Archivmaterial mitwirkten, sowie #StolenMemory, durch das persönliche Gegenstände ehemaliger KZ-Häftlinge an mehr als 1’000 Familien zurückgegeben werden konnten. Beide Initiativen stehen exemplarisch für den Ansatz, Erinnerung durch digitale Beteiligung lebendig zu halten.
Der Internationale Ausschuss der Arolsen Archives würdigte Azoulays Amtszeit ausdrücklich. Auch mit Blick auf das Jahr 2023, in dem anonyme Vorwürfe gegen die Direktorin erhoben worden waren, betonte das Gremium deren vollständige Entlastung nach unabhängiger rechtlicher Prüfung und lobte ihre Professionalität und Integrität.
Für ihre Arbeit wurden die Arolsen Archives mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem European Heritage Award und dem Grimme Online Award. Der Internationale Ausschuss sieht die Institution gut für die Zukunft aufgestellt: Azoulay habe ein „solides Fundament“ geschaffen, um die Erinnerung an den Holocaust auch für kommende Generationen relevant zu halten.

Redaktion