Satiriker und Songwriter Tom Lehrer mit 97 Jahren gestorben.
Der legendäre Satiriker, Songwriter und Mathematiker Tom Lehrer ist am vergangenen Samstag im Alter von 97 Jahren verstorben. Lehrer, der weltweit für seine bissigen Parodien und seine subversive Satire bekannt wurde, prägte mehrere Generationen – sowohl auf der Bühne als auch im Hörsaal.
Geboren 1928 in Manhattan, wuchs Lehrer in einer säkular-jüdischen Familie auf und begann schon früh sowohl Mathematik als auch Musik in den Mittelpunkt seines Lebens zu stellen. Bereits mit 15 Jahren wurde er Student an der Harvard University, wo er später auch als Dozent tätig war. Im Lauf seiner Karriere unterrichtete er zudem am MIT und an der University of California, Santa Cruz.
1953 veröffentlichte Lehrer auf eigene Kosten sein erstes Album, das binnen kurzer Zeit Kultstatus erlangte und ihm zu internationalen Auftritten verhalf – sogar Prinzessin Margaret wusste seine Lieder zu schätzen. Besonders sein 1965 erschienenes Album „That Was The Year That Was“ schaffte es bis in die Billboard-Top-20.
In jüdischen Kreisen bekannt wurde Tom Lehrer vor allem mit dem Song „(I’m Spending) Hanukkah in Santa Monica“, den er 1990 auf Einladung von Garrison Keillor für dessen Radioshow schrieb. Keillor hatte Lehrer gebeten, ein jüdisches Gegenstück zu populären Weihnachtsliedern zu komponieren. Die augenzwinkernde Antwort wurde zum Kultklassiker und inspirierte zahlreiche Cover-Versionen – unter anderem durch die Gay Men’s Chorus of Los Angeles, Sängerin Deborah Silver und sogar eine jiddische Adaption.
Trotz seiner einprägsamen jüdischen Satire zeichnete sich Lehrer durch eine grosse Zurückhaltung gegenüber seiner eigenen Religionszugehörigkeit aus. In den Liner Notes einer Kompilations-CD schrieb er nüchtern über sein familiäres Verhältnis zur Religion: „Mehr mit dem Delikatessengeschäft als mit der Synagoge zu tun. Mein Bruder und ich gingen zwar zur Sonntagsschule, aber wir hatten Weihnachtsbäume, und ‚Gott‘ war vor allem ein Ausruf, meistens eingeleitet mit ‚oh‘ oder ‚mein‘ oder beidem.“
Neben seinem musikalischen Schaffen blieb er bis zuletzt Mathematiker und Pädagoge. Lehrer blieb stets unverheiratet, hatte keine Kinder und lebte zuletzt in seinem Haus in Cambridge.
Ein weiteres berühmtes Lied Lehrers mit jüdischem Bezug ist „National Brotherhood Week“ aus dem Jahr 1965. In gewohnt schwarzhumoriger Manier heisst es dort: „Oh, the Protestants hate the Catholics, And the Catholics hate the Protestants, And the Hindus hate the Moslems, And everybody hates the Jews.“ Tom Lehrer hinterlässt eine humoristische, intellektuelle und musikalische Lücke, die schwer zu schliessen sein wird.