Umm al-Khair 30. Jul 2025

Siedler verhaftet

Aktivist und Englischlehrer Awdah Hathaleen (links).

Siedler nach tödlichem Schuss auf palästinensischen Aktivisten festgenommen.

Bei einer Auseinandersetzung in der westjordanländischen Gemeinde Umm al-Khair ist am Montag der palästinensische Aktivist und Englischlehrer Awdah Hathaleen (31) erschossen worden. Hathaleen wurde international durch den Oscar-prämierten Dokumentarfilm «No Other Land» bekannt.
Laut Augenzeugen und Menschenrechtsgruppen waren israelische Siedler mit einem Bulldozer in der Nähe der palästinensischen Gemeinde erschienen, um Gelände zu räumen. Die Situation eskalierte, woraufhin Hathaleen von Schüssen getroffen wurde. Er wurde in ein israelisches Krankenhaus eingeliefert, wo er später verstarb.
Die israelische Polizei benannte am Dienstag Yinon Levi, Siedler aus dem nicht genehmigten Außenposten Havat Ma’on, als Verdächtigen. Levi wurde wegen «fahrlässigem Handeln mit Todesfolge und rechtswidrigem Waffengebrauch» festgenommen. Nach einem Gerichtstermin wurde er unter Hausarrest gestellt. Sein Anwalt erklärte, Levi habe in Notwehr gehandelt, als mit Steinen auf ihn geworfen worden sei.
Levi betreibt ein Erdarbeiten-Unternehmen, das auch von der israelischen Armee für Abrisse genutzt wird. Die US-Regierung hatte ihn wegen mutmaßlicher Gewaltakte gegen Palästinenser zuvor sanktioniert; diese Sanktionen wurden jedoch im Januar 2025 von Präsident Donald Trump aufgehoben. Die Sanktionen des Vereinigten Königreichs und der Europäischen Union bleiben weiter bestehen.
Hathaleen hatte mehrfach die Lebenswirklichkeit im von Räumung bedrohten Masafer Yatta – einem Verbund palästinensischer Dörfer in den Südhebronbergen – dokumentiert. Sein Filmmaterial wurde in «No Other Land» verwendet, der 2024 bei den Academy Awards als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet wurde.
Im Juni war Hathaleen mit seinem Cousin Eid auf Einladung einer Synagoge in die USA gereist, wurde jedoch bei der Einreise am Flughafen San Francisco festgenommen und am Folgetag ohne Angabe von Gründen zurückgeschickt. Die Organisatoren kritisierten das Vorgehen der US-Behörden.
Der tödliche Vorfall ereignete sich vor dem Hintergrund einer zunehmenden Gewaltspirale im Westjordanland seit Beginn des Gaza-Kriegs. Menschenrechtsorganisationen kritisieren seit Langem die ungleiche juristische Behandlung: Während Palästinenser unter Militärrecht stehen, gelten für Siedler meist zivile israelische Gesetze.
 

Redaktion