Chefredakteurin Bari Weiss streicht Beitrags über die Abschiebung venezolanischer Einwanderer durch die US-Regierung in ein brutales Haftlager in El Salvador aus der Sendung «60 Minutes».
Sonntagnachmittag hat Chefredakteurin Bari Weiss einen Beitrags über die Abschiebung venezolanischer Einwanderer durch die US-Regierung in ein brutales Haftlager in El Salvador aus dem Programm des Nachrichtenmagazins «60 Minutes» am Sonntagabend gestrichen. Mitarbeitende und Beobachter geisseln die kurzfristige Entscheidung als politisch motivierten «Gefallen für Trump». Der US-Präsident hatte sich jüngst öffentlich darüber beschwert, dass die Sendung ihn seit der Übernahme der CBS-Muttergesellschaft durch Paramount Anfang des Jahres noch schlechter behandle. (Paramount ist derzeit an einem politisch heiklen Übernahmeversuch von Warner Bros. Discovery beteiligt, der Muttergesellschaft von CNN.)
Verantwortlich für den Beitrag ist die Reporterin Sharyn Alfonsi, die in einer E-Mail an Kollegen behauptet, sie habe bereits am Samstag erfahren, dass Weiss «unsere Geschichte gestoppt» habe. Zuvor hätten Mitarbeiter der Trump-Regierung ihr Interviews für die Geschichte verweigert: «Unsere Geschichte wurde fünfmal geprüft und sowohl von den Anwälten als auch von der Abteilung für Standards und Praktiken von CBS freigegeben», so Alfonsi. Die Reportage sei sachlich korrekt: «Meiner Meinung nach ist die Streichung… eine politische Entscheidung.» Werde die Verweigerung der Regierung von Reaktionen auf Presse-Anfragen zu einem triftigen Grund, eine Geschichte zu stoppen, wäre dies «effektiv ein `Kill-Schalter´ für jede Berichterstattung, die ihnen unbequem ist.»
Weiss erklärte am späten Sonntag, ihre Aufgabe sei es, «sicherzustellen, dass alle von uns veröffentlichten Geschichten so gut wie möglich sind». Dies komme in jeder Nachrichtenredaktion täglich vor.
Die Kontroverse folgt auf eine umfassende Umstrukturierung bei CBS unter dem neuen Eigentümer. Paramount hatte im Oktober die von Weiss geführte Plattform «The Free Press» für geschätzt 150 Millionen Dollar übernommen und sie zur Chefredakteurin von CBS News ernannt. Weiss berichtet direkt an den Vorsitzenden und CEO, David Ellison, nicht an den Präsidenten und Chefredakteur von CBS News oder den Vorsitzenden von Paramount TV Media.
Demokraten fordern derweil eine Überprüfung der Vorgänge in der CBS-Redaktion ein (Link).