Tel Aviv 19. Okt 2025

Rechtsextremer Brite in Israel

Tommy Robinson interviewt den israelischen Diasporaminister Amichai Chikli
Tommy Robinson interviewt den israelischen Diasporaminister Amichai Chikli am 16. Oktober 2025.  

Die Einladung von Israels Diasporaminister sorgt  für Empörung

Der britische Aktivist Tommy Robinson, Gründer der inzwischen aufgelösten rechtsextremen English Defence League, ist auf Einladung des israelischen Diasporaministers Amichai Chikli nach Israel gereist. Robinson, der wegen seiner anti-muslimischen Hetze und mehrfacher Vorstrafen berüchtigt ist, besuchte mit Chikli unter anderem das Gelände des Nova-Festivals, den Jerusalemer Mahane-Jehuda-Markt und traf in Tel Aviv die Anti-Migrations-Aktivistin Sheffi Paz.

Die Einladung löste heftige Kritik aus – insbesondere von «Board of Deputies of British Jews», der grössten jüdischen Organisation Grossbritanniens. Sie bezeichnete Robinson als «Schläger, der das Schlechteste Grossbritanniens verkörpert» und warf Chikli vor, die Ansichten der britischen Juden zu missachten, die Robinson und seine Ideologie entschieden ablehnen. Chikli wies den Vorwurf zurück und erklärte, die Organisation habe sich mit «linken, woken, pro-palästinensischen Parteien» gemein gemacht.

Robinson, bürgerlich Stephen Yaxley-Lennon, nutzte seinen Aufenthalt, um Grossbritanniens Premierminister Keir Starmer anzugreifen, den er als «schwach und feige» bezeichnete. Er lobte dagegen Israels «starke und patriotische Führung» unter Binyamin Netanyahu. Der Diasporaminister, der dafür bekannt ist, Kontakte zu rechtspopulistischen Politikern Europas zu pflegen, hatte bereits zuvor durch Einladungen an rechtsradikale Aktivisten aus Spanien, Schweden, den Niederlanden und Frankreich Aufsehen erregt.

In einem Interview mit Robinson sagte Chikli, Grossbritannien müsse «entschiedener» gegen islamistische Bedrohungen vorgehen, sonst «werde es kein Grossbritannien mehr geben». Robinson veröffentlichte auf der Plattform X mehrere Videos, in denen israelische Passanten ihm und Chikli Unterstützung zusprechen – und Kritik am britischen Premier äussern, der kürzlich die Anerkennung eines palästinensischen Staates verkündet hatte.
 

Grace Gilson