Premierminister Binyamin Netanyahu hat erstmals öffentlich anerkannt, dass die Massenmorde an Armeniern, Assyrern und Griechen durch das Osmanische Reich in den Jahren 1915 bis 1917 als Genozid zu bewerten sind.
Dies erklärte Netanyahu in einem Interview auf dem Podcast von Patrick Bet-David, selbst ethnisch armenischer Abstammung. Auf die Frage, warum Israel den Armenischen Genozid bisher nicht offiziell anerkannt habe, antwortete Netanyahu: «Ich denke, wir haben es. Die Knesset hat eine Resolution in dieser Richtung verabschiedet. Aber ich selbst habe es gerade getan.»
Die Anerkennung durch Netanyahu markiert eine Abkehr von der bisherigen israelischen Zurückhaltung, die strategisch vor allem auf die Wahrung der Beziehungen zur Türkei ausgerichtet war, die den Genozid bestreitet. Israels Verhältnis zur Türkei, einst ein wichtiger Partner in Handel und Sicherheit, hat sich zuletzt stark verschlechtert. Experten sehen in Netanyahus Erklärung einen möglichen Richtungswechsel in der israelischen Aussenpolitik angesichts angespannter Beziehungen zu Ankara.
Die Armenier schätzen die Anerkennung als wichtigen Schritt auf dem Weg zu internationaler Gerechtigkeit. Historisch haben mehrere Versuche in der Knesset zu einer verbindlichen Gesetzgebung zur Anerkennung des Genozids nicht zum Erfolg geführt. Erst 2021 hatte die US-Regierung unter Präsident Joe Biden den Armenischen Genozid offiziell anerkannt, was in der Türkei für diplomatische Spannungen sorgte.
Netanyahus Erklärung wird von vielen als bedeutendes Signal in der internationalen Anerkennung und Erinnerung an die Tragödien des frühen 20. Jahrhunderts betrachtet, die Millionen von Menschen das Leben kosteten.
Diese Entwicklung könnte weitreichende politische und diplomatische Konsequenzen haben und zeigt zudem eine Veränderung im Diskurs um historische Anerkennung und Verantwortung.