Nahost – Schifffahrt 22. Dez 2025

Maersk gibt erste Passage des Rote Meeres seit fast zwei Jahren bekannt

Nach monatelanger Umleitung hat Maersk erstmals wieder eine sichere Passage durch das Rote Meer gemeldet.

Optimismus über Sicherheit des Seewegs bleibt verhalten – Umwälzungen im Jemen.

Am Freitag hat Maersk die erste, sichere Passage eines Schiffs der dänischen Grossreederei durch das Rote Meer und die Strasse von Bab el-Mandeb an dessen Ausgang in den Golf von Aden bekannt gegeben. Die «Maersk Sebarok» habe die Fahrt Donnerstag und Freitag vollendet. Maersk betont jedoch, eine Rückkehr auf die Route wie vor Beginn der Angriffe der jemenitischen Huthi-Milizen auf die Seefahrt nach dem 7. Oktober 2023 sei derzeit nicht geplant.

Maersk hatte seine Schiffe deshalb Anfang 2024 auf die wesentlich längere Route um das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas umgeleitet. Nun erwägt das Unternehmen immerhin eine schrittweise Rückkehr auf die Suez-Route durchs Rote Meer. Momentan seien dort jedoch keine weiteren Fahrten geplant (https://finance.yahoo.com/news/maersk-completes-first-red-sea-093526614.html). 

Eine Erklärung dieser Entscheidung steht aus. Allerdings erlebt Jemen momentan gravierende Umwälzungen, die zu neuen Machtverhältnissen führen. Anfang Monat übernahm der von den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützte «Südliche Übergangsrat» (STC) die Kontrolle über das Gouvernement Hadramaut im Südosten des Jemen. Angesichts geringen Widerstands rückten die Truppen schnell von der Küste ins Landesinnere vor und eroberten die strategisch wichtigen Ölfelder von Al-Masila sowie die Stadt Seyoun. Dabei verdrängten sie lokale Stammesmilizen und Einheiten der international anerkannten Regierung des Landes. Innerhalb weniger Tage stiessen die STC-Truppen bis zur omanischen Grenze vor und sicherten sich die Kontrolle über die Nachbarprovinz Al-Mahra. De facto kontrolliert der STC nun fast den gesamten Süden Jemens.

Diese Entwicklung stellt eine tiefgreifende Veränderung dar. Sie verschiebt das interne Kräfteverhältnis unter den Gegnern der Huthi, aber auch die Konkurrenz zwischen Saudi-Arabien und den VAE. Daneben sei der Oman beunruhigt und vor allem sehen Beobachter den überraschenden Vormarsch der STC als Ende jeder Hoffnung auf eine Wiederbelebung des UN-Friedensprozesses.

Der STC strebt die Wiederherstellung des bis 1990 existierenden Südjemen an, regiert bereits seit Langem Aden und grosse Teile der Südküste. Die Eroberung des Hadramaut bringt die bedeutendste territoriale Veränderung im Jemen seit Beginn des von der UN vermittelten Waffenstillstands zwischen der von Saudi-Arabien geführten Koalition und den Huthi im Jahr 2022. Für Saudi-Arabien sollen die Entwicklungen in Hadramaut einen «demütigenden Rückschlag» darstellen (https://amwaj.media/en/article/southern-yemen-s-new-reality).

Andreas Mink