New York 30. Jul 2025

Kontroverse um Titelbild der «New York Times»

Das Titelbild der New York Times vom 25. Juli zeigte ein Kind, das laut Bildunterschrift gesund geboren wurde, bevor es in Gaza an Unterernährung litt.  

Foto aus Gaza löst Debatte über Darstellung von Hungerkrise aus.  

Ein aufrüttelndes Foto eines abgemagerten Kleinkinds auf der Titelseite der «New York Times» (NYT) sorgt weltweit für heftige Diskussionen. Das Bild zeigt den 18 Monate alten Mohammed Zakaria al-Mutawaq in den Armen seiner Mutter und wurde rasch zum Sinnbild der Hungerkrise im Gazastreifen. Unter dem Druck von Kritik hat die Zeitung wichtige Angaben zur Krankheitsgeschichte des Kindes nachträglich korrigiert.

Während die ursprüngliche Bildunterschrift Mohammed als zuvor gesund bezeichnete, stellten sich später medizinische Vorerkrankungen heraus. Die Redaktion fügte deshalb ein Statement seines Arztes hinzu, hält jedoch weiterhin daran fest, dass das Kind an Mangelernährung leidet – ausgelöst durch die dramatische Versorgungslage in Gaza. Die Ergänzung solle den Lesern mehr Kontext bieten, erläuterte die NYT.

Die Veröffentlichung hatte insbesondere bei Skeptikern der internationalen Kritik an Israel Empörung ausgelöst. Sie warfen der Zeitung vor, die Verantwortung für die Lebensmittelknappheit einseitig bei Israel zu suchen und mit manipulativ eingesetzten Bildern eine «Blutlüge» zu verbreiten. Organisationen wie «Honest Reporting» verwiesen darauf, dass Mohammed aufgrund gesundheitlicher Probleme und nicht ausschliesslich wegen Nahrungsmangels so schwer erkrankt sei. Die Blockade und Versorgungslage, so wird betont, verschärfe aber die Situation für kranke Kinder erheblich.

Die Diskussion um das Bild steht exemplarisch für die Schwierigkeiten, die Lage in Gaza glaubwürdig zu dokumentieren. In das Gebiet können seit längerem ausschliesslich lokale Journalisten berichten – Auslandsreporter erhalten keinen unabhängigen Zugang. Internationale Hilfsorganisationen wie die Vereinten Nationen und Ärzte ohne Grenzen warnen weiter vor steigender Unterernährung; auch israelische Behörden räumen Engpässe bei der Hilfe ein, weisen aber eine generelle Verantwortung zurück.

Parallel kursierten weitere umstrittene Bilder, etwa von dem palästinensischen Jungen Osama Al-Rakab, der an Mukoviszidose leidet. Auch hier warfen sowohl pro-israelische als auch pro-palästinensische Stimmen den Medien eine Instrumentalisierung von Krankheitsbildern zum Zwecke politischer Stimmungsmache vor.

Der Streit um die Darstellungen in den Medien unterstreicht, wie umkämpft die Deutungshoheit in einem Krieg ist, der mehr denn je von Bildern, Überschriften und ihrer Interpretation geprägt wird. Unbestritten bleibt: Die humanitäre Lage in Gaza ist katastrophal, viele Kinder leiden akut Hunger, und die Weltöffentlichkeit ist gefordert, zwischen echten Notrufen und politisch zugespitzten Symbolbildern zu unterscheiden.

Redaktion